3.1. Der Analytiker als Konserve
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Bis hierher geht es allerdings noch immer um eine rein subjektlose Angelegenheit. Was passiert nun aber, wenn man wie Galilei oder Goethe einen Raum betritt, der Züge eines visuellen Leuchtraums aufweist? Dann stellt sich zunächst die Frage »des Verhältnisses von Subjekt und Licht« (BOa 101) – und erst in diesem Zusammenhang taucht jetzt der Blick auf: als Effekt des Visuellen und als Funktion, die »sich aufs intimste mit der Einsetzung des Subjekts im Sichtbaren verknüpft (findet)«.40 Umgekehrt heißt das: Damit der Lichtpunkt überhaupt zum Blick werden kann, bedarf es notwendig eines Subjekts in seinem Verhältnis zum Licht.
Der Blick stellt für Lacan zunächst »die Kehrseite des Bewusstseins« (BOa 90) dar, ebenso wie das Bewusstsein »in einer Umkehrung der Struktur des Blicks begründet ist« (BOa 88). Das Verhältnis ist antagonistisch: »Im sogenannten Wachzustand (ist) der Blick elidiert.« (BOa 81) Auch hier schlägt sich also der Gegensatz von Leuchtraum und Pförtchen nieder. Ist Letzterer konstitutiv für das Bewusstsein, so vollzieht sich im Ersten gerade dessen Tilgung. Lacan wählt zur Illustration dieser nichtenden oder zumindest unterbrechenden Funktion des Blicks eine mittlerweile schon berüchtigte autobiographische Anekdote, die davon erzählt, wie er »als junger Intellektueller« (BOa 101) zusammen mit einer Gruppe von Fischern ausfuhr, darunter...