Wir sagen Tschüß
von Rampe 23
Erschienen in: Im Schatten der Zahnradbahn Vol. 2 – Theater Rampe 2013 – 2023 (04/2023)
Ciao, do widzenia, adeus, bye-bye, au revoir zu:
leichtsinniger Verwendung von Begriffen wie Diversität (stattdessen: Defizite klar benennen),
Checklisten, die man einfach abarbeiten kann (stattdessen: akzeptieren, dass Arbeit an Veränderung nie abgeschlossen ist),
allgemeingültigen Normen (stattdessen: vielfältige Körper, Bedürfnisse etc.),
institutioneller Bequemlichkeit (stattdessen: sich selbst riskieren, raus aus der Komfortzone),
Zeit- und Erwartungsdruck (stattdessen: Veränderung braucht Zeit!),
schnellen Erfolgen (stattdessen: kleine Erfolge feiern),
Angst vor öffentlichem Scheitern (stattdessen: offen über Fehler sprechen),
großen, aber bedeutungslosen Gesten, Symbolpolitik (stattdessen: eigene Strukturen ernsthaft anschauen und langfristig Verantwortung übernehmen),
Tschüss zu „Sprich mal lauter!!“ (stattdessen: besser zuhören),
Bürokratie-Deutsch (stattdessen: verständliche, einfache Sprache),
zur 40-Stunden-Woche (stattdessen: maximal 35-Stunden-Woche),
Adieu zu Produktionsdruck (dafür: Prozessarbeit!),
Ehegattensplitting (lieber: andere Lebensmodelle gerecht besteuern und diejenigen zur Kasse bitten, die es sich leisten können),
unbezahlter Carearbeit („Ihr nennt es Liebe, wir nennen es unbezahlte Arbeit“, Silvia Federici),
deutscher bzw. europäischer Asylpolitik und Abschiebepraxis,
Oh, wir driften ab, zurück zum Kulturbetrieb:
Abhängigkeit von Förderungen für Barrierefreiheits-Maßnahmen (stattdessen: langfristige Investitionen in den Abbau von Barrieren),Tabuisierung von Burnout bzw. psychischen Krankheiten,
Glauben, wir seien nicht rassistisch, weil es ja nicht so gemeint war (besser: Auseinandersetzung mit eigenen, internalisierten Rassismen),
Trennung von Kinder- und Jugendtheater, Trennung von Amateur*innen und Profis,
Angst vor...