Im Zentrum des Bühnenbildes: eine sich aufwärts verjüngende Spirale. Sie lenkt den Blick des Zuschauers nach oben. Gleichzeitig Unmengen von Textilien, die von oben herabfallen, beinahe die gesamte Inszenierung hindurch. Fetzen, das, was vom Leben übrig bleibt, Fragmente unserer Fassade? Ein ungeheurer Titel des Auftragswerkes für das Theater Göttingen aus dem Jahr 2009: „Zorn“. Das Gefühl, welches hereinbricht, wenn die Wege zum Ziel scheitern, und der blitzartige Abstieg unaufhaltsam die Existenz erfasst, unwettergleich?
Das Bühnenbild erweist sich von Anfang an als kongenialer Raum für eine packende, große Inszenierung. Weil es die emotionale Linie trifft, welche ganz unterschiedliche Episoden miteinander verbindet: die Sehnsucht und das vernichtende Gefühl, das Menschen erfasst, sollte die eigene Existenz aus der Bahn geraten. Noch eine Metapher, die trägt, wenn man das Bühnenbild betrachtet: das der existenziellen Bahn, die schmal verläuft und deshalb jenseits der einen Spur den Absturz bedeuten kann.
Diese Inszenierung entfaltet Wucht. Als Zuschauer wird man regelrecht überwältigt. Versuche, sich diesem Gefühl zu entziehen, sind während der Inszenierung wiederkehrend: Warum keine Beschränkung auf weniger Episoden, damit leichter dramatisierbare Schicksale? Weshalb keine Entwicklung der Figuren, wozu die Verwobenheit aller auf der Bühne gezeigten Schicksale? Kognitive Distanzierungsbemühungen des Kritikers, die im Ansatz funktionieren, aber nicht zum...