Auftritt
Theaterhaus Jena: Landlust und Landfrust
„Vom Dorf“, Stückentwicklung des Ensembles nach Recherchen von Alina Spieler, Jakob Roth und Lizzy Timmers – Regie Lizzy Timmers, Bühne Maarten van Otterdijk, Kostüme Carolin Pflüger und Lara Scheuermann
von Michael Helbing
Erschienen in: Theater der Zeit: Queeres Theater – Romeo Castellucci — Die Mysterien von Eleusis (09/2023)
Assoziationen: Thüringen Theaterkritiken Lizzy Timmers Theaterhaus Jena
Irgendwas stinkt hier. Dann fällt es Marie ein: „Du riechst nach Scheiße!“, ruft sie Thomas zu. Aber sie lacht doch sehr dabei. Und Thomas lacht auch. Eine kleine Neckerei wird daraus, zwischen zweien, die sich seit Kindertagen vertraut sind und deren Wege sich gerade trennen.
So geht es zu im kleinen Prolog, der eine Situation vorgibt, der viele andere folgen werden, vor allem aber auch einen Grundton, den alle alles in allem in den nächsten 105 Minuten durchhalten: letztlich gelassene Heiterkeit. Kaum von ungefähr singen sie im Finale Arthur Lees „Everybody's gotta live and everybody's gonna die“.
Sieben Schauspieler:innen zeigen in elf Figuren auch mal Ärger, Frust, Verdruss; sie sind hier erschöpft und dort überfordert, wahlweise irritiert oder leicht verstört. Aber es kracht nichts zusammen und niemand aufeinander. Selbst wenn eine das Jagdgewehr anlegt und abdrückt, bleibts ungefährlich. Und als es brennt, und eigentlich ja nur ein bisschen qualmt, holt einer den C-Schlauch, bevor wirklich was lodern könnte. Wie dieser Abend überhaupt die Hitze eher meidet.
Das ist „Vom Dorf“, Sommertheater in Jena, keines wie jedes andere. Schon grundsätzlich nicht. Es erlebte jetzt nur fünf Aufführungen und eröffnete damit, wie stets seit 1997, traditionell die Kulturarena, die sich nun im...
