Theater der Zeit

Verantwortung und Weiterleben

Ein paar Gedanken zur Entstehung von Scène

von Frank Weigand und Leyla-Claire Rabih

Erschienen in: Scène 23: Neue französischsprachige Theaterstücke (10/2022)

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Dies ist der zehnte Band der Reihe » Scène «, den wir, Leyla-Claire Rabih und Frank Weigand, gemeinsam herausgeben. Als Zusammenarbeit zwischen einer franko-syrischen Übersetzerin und Regisseurin, die sowohl im deutsch- als auch im französischsprachigen Theatersystem tätig ist, und einem weißen deutschen Übersetzer und Kulturjournalisten, war das » wir «, das wir seit nunmehr elf Jahren in unseren Vorworten formulieren, immer das Ergebnis langwieriger Diskussionen und Verhandlungen. Gerade die Tatsache, dass beim verantwortungsbewussten » Export « französischsprachiger Theatertexte in einen deutschsprachigen Stadttheaterkontext – und vor allem in einen darüberstehenden gesellschaftlichen Kontext, eine beinahe unüberschaubare Fülle schwieriger Entscheidungen zu treffen ist, macht diese Tätigkeit für uns nach wie vor zu einer faszinierenden Herausforderung.

Hinzu kommt, dass sich die institutionelle und programmatische Ausrichtung von » Scène « in den letzten Jahren entscheidend verändert hat. Während die Reihe zunächst ein rein französisches institutionelles Projekt war, das alljährlich vier französische Theaterstücke und eines aus dem frankophonen Raum in deutscher Übersetzung präsentierte, wird die Publikation seit 2017 gemeinsam von Partnerinstitutionen aus Frankreich, der Schweiz, Belgien und Québec getragen. Diese Veränderung der Förderkonfiguration führte zu einer entscheidenden Erweiterung der Perspektive und einer Öffnung des Blicks auf den frankophonen Raum. In Absprache mit unseren Partner:innen versammelt dieser Band erstmals neben Autor:innen, die qua Nationalität oder Wohnort Frankreich, Belgien, der Schweiz oder Québec zugeordnet werden können, auch vier Künstler:innen aus Haiti, Kamerun, Ruanda und dem Libanon. Für das institutionelle Vertrauen und die Möglichkeit, die Perspektive nun um wichtige Stimmen zu erweitern, möchten wir uns herzlich bedanken.

Ebenso wie die institutionelle Ausrichtung hat sich auch unser herausgeberischer Ansatz im Lauf der Jahre verändert. Hatten wir mit dem Band Scène 14 die Nachfolge unserer Vorgängerin Barbara Engelhardt angetreten, um ganz bewusst auf die Bedürfnisse des deutschsprachigen Stadttheatersystems einzugehen und Texte zu versammeln, die für dieses » formal interessant « sein könnten, wie wir damals schrieben, gehen wir heute den umgekehrten Weg. Anstatt in der französischsprachigen Produktion nach Texten zu suchen, die sich leicht in eine spezifisch deutschsprachige Art, » Theater zu machen «, integrieren lassen, wollen wir Stücke anbieten, die das Stadttheater formal, inhaltlich und besetzungstechnisch herausfordern und womöglich zu seiner Entwicklung zu einer selbstkritischen, hierarchieärmeren und zugänglicheren Institution beitragen.

Vielstimmigkeit und das bewusste Ertragen von Komplexität und Widersprüchen waren unsere Hauptkriterien bei der erklärt subjektiven Auswahl der vorliegenden Stücke. Die Recherche erfolgte sowohl mit institutioneller Unterstützung als auch durch unsere persönlichen Netzwerke, durch Freundschaften und Arbeitsbeziehungen auf vier Kontinenten. Herausgekommen ist dabei ein Buch mit Theatertexten, die innerhalb der letzten 15 Jahre weitgehend aus einer außereuropäischen Perspektive und zum Teil auch für ein außereuropäisches Theaterpublikum verfasst wurden. Dass in diesem Kontext die vielschichtige koloniale Vergangenheit eine omnipräsente Rolle spielt, versteht sich von selbst. Doch ist allen hier abgedruckten Stücken gemeinsam, dass sie es nicht bei einer Anklage, einer Benennung von Traumata belassen, sondern es stets um Kontinuität, ein Weiterleben mit dem schwierigen schmerzhaften Erbe geht. Manchmal zornig, manchmal vor allem auf Heilung bedacht, nehmen sie die Beschäftigung mit den schrecklichen Wunden der Vergangenheit vor allem zum Anlass für einen selbstbewussten Blick in die Zukunft.

Der erste Autor unserer Auswahl, der im vergangenen Jahr tragisch an den Folgen einer COVID-19-Infektion verstorbene kamerunische Schauspieler und Dramatiker Wakeu Fogaing, hat die Themen Trauma und Exorzismus zum dramatischen Motor seines Textes » Die Rückkehr « gemacht: Der seit einunddreißig Jahren in der » Humanitären Hilfe « tätige Monsieur Drack wird seit einem von ihm verursachten Massaker in einem nicht näher benannten afrikanischen Land von einem Alptraum heimgesucht, den er nach Aussage seines Psychologen nur durch die Heimkehr zu seiner Familie überwinden kann. Zuhause angekommen, schlägt dem Rückkehrer jedoch keineswegs Willkommensfreude entgegen. Seine Frau und seine Kinder haben sich mit seiner Abwesenheit abgefunden, und der mysteriöse Hausangestellte Hans K., der sich in seiner Wohnung und in seinem Eheleben eingenistet hat, scheint einen finsteren Racheplan gegen ihn auszuhecken und dabei auf traditionelle Rituale zurückzugreifen. Nach einer langen Periode von im ländlichen Kamerun verankerten Dramen knüpft Fogaing hier bewusst an die europäische Tradition der Groteske an, um ein universelles Drama zu schaffen. Da er jedoch den Schauplatz der Handlung nicht klar verortet, ergibt sich ein interpretatorisches Verwirrspiel zwischen Globalem Norden und Süden.

Extrem deutlich in der Aussage ist der Text » Marguerite: das Feuer « der Indigenen québecer Dramatikerin und Performerin Émilie Monnet, die in ihrer Hommage an die Indigene Sklavin Marguerite Duplessis nicht nur ein dunkles Kapitel der französischsprachigen Provinz Kanadas anspricht, sondern vor allem eine Symbolfigur für aktuelle Emanzipationsbewegungen feiert. Monnet entwickelt auf der Basis der authentischen Prozessakten der historischen Marguerite, die im 18. Jahrhundert als erste Indigene Sklavin den Versuch unternahm, gerichtlich ihre Freilassung zu erwirken, ein chorisches Manifest, in dem jahrhundertelang unterdrückte Indigene Sprachen auf die Kontinuität der Unterdrückung von Frauen treffen. Die Autorin deckt in diesem Stück nicht nur die lange tabuisierte Praxis der Sklaverei in Québec auf, sondern verweist auf die Zusammenhänge zwischen sexueller Ausbeutung und kolonialen Praktiken. Émilie Monnets Text ist das Bühnenskript der Produktion, die die Autorin selbst mit den Interpretinnen Aïcha Bastien N’Diaye und Madeleine Sarr, die sowohl Indigene als auch westafrikanische Wurzeln haben, im März 2022 in Montréal performte, einem Gesamtkunstwerk aus Video, Musik und Gesang, mit der Dramaturgie eines Heilungsrituals.

Ebenfalls auf der Basis historischer Dokumente, nämlich journalistischer Fotografien aus den USA, entwickelte die Autorin und Schauspielerin Françoise Dô aus Martinique ihr atmosphärisch dichtes Drama » Juli 1961 «: Zwei Frauen, die weiße Chloé und die Schwarze Clarisse leben im selben armen Viertel am Stadtrand von Chicago. Chloé ist als Sexarbeiterin tätig, um über die Runden zu kommen, Clarisse hingegen jongliert mit zwei Jobs, um ihre Familie über Wasser zu halten. Währenddessen erkunden die Töchter der beiden die Stadt und werden Zeuginnen brutaler Ausschreitungen gegen die Schwarze Bevölkerung. Françoise Dôs Text entfaltet ein komplexes Spiel der Erzählperspektiven: die der verarmten weißen Frau, die sich an Schwarze Kunden verkauft, die ihrer Schwarzen Nachbarin, die ihre Kinder vor dem rassistischen Mob schützen will und die von Chloés Vater, einem zutiefst rassistischen, gebrochenen Veteran des Korea-Kriegs. Im Mittelpunkt des Textes steht die Frage nach der Transmission, der Weitergabe von rassistischen und gewaltvollen Traumata.

Um Weitergabe innerhalb einer Familie geht es auch in Gurshad Shahemans » Die Festungen «. Der im Iran aufgewachsene und später als Jugendlicher mit seiner Mutter nach Frankreich geflohene Schauspieler und Regisseur hat aus Interviews mit seiner Mutter Jeyran und seinen beiden Tanten Hominaz und Shady eine Art familiäres Erzählritual entwickelt. Unterbrochen von Gesängen auf Aseri, der Sprache der aserbaidschanischen Minderheit im Iran, der alle Beteiligten angehören, erzählen die drei Frauen dem als Zuschauer anwesenden Autor ihre Lebensgeschichten um Selbstbehauptung, politisches Engagement, Folter und Flucht aus der repressiven Islamischen Republik Iran. In den deutlich literarisch nachbearbeiteten Erzählpassagen wechseln Alltagsszenen mit historischer Interpretation, nostalgische Erinnerungen mit Schilderungen politischer, gesellschaftlicher und sexistischer Unterdrückung. Vor allem ist der Text jedoch eine liebevolle Würdigung dreier Frauen, die in geschichtliche Wirren hineingezogen, ihre persönlichen Lebensentscheidungen zu treffen hatten.

Ebenfalls um Familie und die Unterdrückung weiblicher Selbstbestimmung geht es in » Tanz der Befreiten « von der in Genf lebenden Franko-Tunesierin Latifa Djerbi. Im Tonfall einer soap-operahaften Komödie wird der Konflikt zwischen den Schwestern Dounia und Leïla inszeniert, die nach dem Tod des tunesischen Vaters in Frankreich die Beerdigung in dessen Heimatdorf organisieren müssen und sich dabei am traditionellen Frauenbild der tunesischen Gesellschaft stoßen. Als sich Dounia mitten in den Demonstrationen zu Beginn des Arabischen Frühlings wiederfindet, fragt sie sich, wo eigentlich ihr Platz ist. Die Verwendung teilweise bewusst falsch transkribierter Redewendungen aus dem tunesischen Arabisch und die Wurzellosigkeit seiner Protagonistin machen » Tanz der Befreiten « zum europäischsten Text unserer Auswahl. Hinter dem Kampf um Emanzipation steht nämlich stets auch die bange Frage nach der kulturellen Identität der zweiten Generation tunesischer Einwandererfamilien.

Dorcy Rugamba, der Autor unseres sechsten Textes, lebt zwischen Brüssel und der ruandischen Hauptstadt Kigali und ist als Autor und Regisseur hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent aktiv. So ist auch sein Text » Gamblers « keineswegs eine Auseinandersetzung mit seinem Geburtsland Ruanda, sondern mit der jüngsten afrikanischen Geschichte im Allgemeinen. Anhand einer Geiselnahme im Nigerdelta in Nigeria zeichnet der Autor ein wütendes Bild postkolonialer Zustände in von jahrzehntelangen Bürgerkriegen gezeichneten, von westlichen Konzernen ausgebeuteten und von religiösem Fanatismus und Terrorismus zerrissenen Gesellschaften. Neben einer Ölpipeline, die dem multinationalen Konzern $HELL ( sic! ) gehört, bekämpfen und belauern einander der zynische Geschäftsmann Fool, der britische evangelikale Missionar Robberson, die junge Idealistin Uprising und der traumatisierte Ex-Revolutionär Hungry. Der Text ist weniger eine Anklage gegen die nach wie vor bestehende wirtschaftliche Abhängigkeit afrikanischer Länder vom Globalen Norden, als ein provozierender Aufruf an das afrikanische Publikum, sich von Korruption, religiösem Wahn und Kriegstrauma freizumachen und sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Um die Traumata von Bürgerkrieg und Sektarismus geht es auch in Hala Moughanies bitterböser Groteske » Schweig und grab weiter «: Nach dem Ende eines Krieges wühlt eine prekär vor sich hinlebende Familie ( zwei Eltern und ein Sohn ) in Bombenkratern, um Verwert- und Verkaufbares zu finden. Als sie von zwei Soldaten ohne gültige Papiere auf der Straße erwischt werden, entwickelt sich aus der Situation ein grausames Spiel, in dessen Verlauf die gesamte blutige Vergangenheit des Landes wieder an die Oberfläche kommt. » Schweig und grab weiter « ist als Allegorie geschrieben und benennt weder die Stadt, die eindeutig Beirut ist, noch den Libanesischen Bürgerkrieg ( bzw. die israelischen Bombardements aus dem Jahr 2006 ) explizit. Gleichzeitig zeichnet der bereits 2007 verfasste Text ein scharfsinnig prophetisches Bild des aktuellen » failed state « Libanon. Hala Moughanie kommt als einzige unserer Autor:innen nicht aus der Theaterpraxis, sondern verdient ihren Lebensunterhalt als Beraterin für internationale Hilfsorganisationen auf dem afrikanischen Kontinent und im Libanon. Dies mag einerseits dazu geführt haben, dass sie mit einer extrem traditionellen Theaterform arbeitet, andererseits macht ihr Praxiswissen ihren Blick für das Grausame und Absurde noch unnachgiebiger.

Der prominenteste Künstler unserer Auswahl ist der haitianische Autor, Schauspieler, Festivalleiter und Übersetzer Guy Régis Jr, der als bedeutendster Theatermann Haitis sowohl nationales als auch internationales Ansehen genießt. In seinem Text » Die Liebe gleich einer verschütteten Kathedrale ( Der Sohn ) « thematisiert er, was Exil eigentlich bedeutet: Eine ältere Frau aus Haiti hat auf Initiative ihres Sohns einen Rentner in Montréal geheiratet, den der Sohn für sie über das Internet gefunden hat. Als es ihr und ihrem Ehemann nicht gelingt, den Sohn legal nachzuholen, entscheidet sich dieser für die gefährliche Überfahrt auf einem Schiff voller Geflüchteter, das schließlich vor der Küste Floridas kentert. Zwischen bedrückendem, kammerspielerartigem Beziehungsdrama und epischem Abgesang auf die Geschichte von Sklaverei, Migration und Flucht, schafft Guy Régis Jr eine Form, die unterschiedliche Theatertraditionen nebeneinanderstellt, ohne eine künstliche Synthese zu versuchen. So werden die Ibsen-haften Paarszenen immer wieder von vielstimmigen epischen Gesängen in haitianischem Kreol unterbrochen, bis das Stück in einem eruptiven Trauermonolog der Mutter seinen tragischen Höhepunkt erreicht.

Trotz aller formalen und perspektivischen Unterschiede ist den Stücken eines gemeinsam: der Wunsch nach Gemeinschaft und Kommunikation, gerade im Bewusstsein geschlagener Wunden und nach wie vor herrschender Machtstrukturen. Dieses doppelte Bedürfnis hat auch unseren herausgeberischen Umgang mit den Texten und ihren Übersetzungen bestimmt. Zum ersten Mal haben wir bei Scène 23 mit einer weiteren Person in der Funktion einer kritischen Begleitung gearbeitet. Melmun Bajarchuu, Philosophin, Kuratorin und Dramaturgin, zeichnet sich durch ihre machtkritische Theaterpraxis aus und unterstützte uns beim diskriminierungssensiblen Lektorat als kritische Gesprächspartnerin. Diese Zusammenarbeit half uns dabei, Entscheidungen zu treffen, die sowohl den Entstehungskontext der Stücke als auch den aktuellen deutschsprachigen Kontext und gegenwärtige Diskussionen einbeziehen.

Kritische Diskurse der hiesigen Debatte lassen sich nicht generell auf die verschiedenen historischen und sozio-ökonomischen Kontexte der Gesellschaften übertragen, innerhalb derer die vorliegenden Texte entstanden sind. Für den Umgang mit rassistischen Zuschreibungen und sexistischen und ableistischen Beleidigungen in den Stücken gibt es, zumindest aus unserer Perspektive, kein Patentrezept. Da – wie bereits erwähnt – rassistische Unterdrückungsmechanismen in der Tat die Grundlage der dramatischen Situation der meisten Texte bilden, wäre es wenig produktiv gewesen, diese Stücke in der Übersetzung zu entschärfen. Generell haben wir den nicht einfachen Spagat versucht, einerseits das theatrale Konfliktpotenzial intakt zu lassen, andererseits aber auch mit unserem Publikum genauso respektvoll umzugehen wie mit den Texten und ihren Autor:innen.

Beim Lektorat der Übersetzungen (einschließlich unserer eigenen) haben wir darauf geachtet, in den Originalversionen enthaltenes verletzendes Vokabular nicht unnötig zu verstärken und ableistische oder homofeindliche Beleidigungen nicht auch noch zu betonen.

Diese Überlegungen führten jedoch in Einzelfällen zu unterschiedlichen Entscheidungen:

In einem Text, dessen gesamte Struktur auf rassistischer Diskriminierung und dem Reden von weißen über Schwarze Personen aufbaut wie Françoise Dôs » Juli 1961 « haben wir uns entschieden, das von den weißen Charakteren inflationär verwendete N-Wort nicht unsichtbar zu machen, sondern als » N. « zu markieren und somit die Verantwortung für seine eventuelle Verwendung auf der Bühne mit dem jeweiligen Regieteam zu teilen. Die anderen rassistischen Beleidigungen in diesem Text haben wir durch deutsche Entsprechungen übersetzt und dieses Prozedere in Fußnoten erklärt.

In Dorcy Rugambas » Gamblers « dagegen verwendet die junge Schwarze Frau Uprising das N-Wort ganz bewusst als Provokation, um den als Geisel genommenen weißen Missionar Robberson zu demütigen. Wir haben daher beschlossen, es an diesen Stellen ausnahmsweise in ausgeschriebener Form zu gebrauchen.

Gleichzeitig war es uns extrem wichtig, auch in den Übersetzungen eine Vielstimmigkeit zu erhalten und die unterschiedlichen Tonalitäten individueller Übersetzer:innenentscheidungen zu respektieren. Als Leopold von Verschuer aus einer Faszination für das haitianische Kreol in Guy Régis Jrs Text » Die Liebe wie eine verschüttete Kathedrale « heraus eine deutsch-kreolische Kunstsprache entwickelte, entschieden wir, dass auch dieser künstlerische Versuch in diesem Buch Platz haben sollte. Zwar ist uns allen schmerzhaft bewusst, dass die historische Komplexität des haitianischen Kreol ( das ja auch die Sprache der Revolution und der Befreiung von der Sklaverei ist ) durch eine deutsche Übersetzung nicht abgebildet werden kann, und das Ersetzen einer Sprache durch ein Kunstprodukt per se ein politisch unmöglicher, gewaltvoller Vorgang ist – doch versteht Leopold von Verschuers Übersetzungsversuch sich als komplementäres Lektüreangebot und nicht als » die « Übersetzung des Originals. In Absprache mit dem Autor Guy Régis Jr findet er sich nun in einem vom Übersetzer kommentierten Anhang nach dem eigentlichen Stücktext.

Für uns persönlich war die Arbeit an Scène 23 ein Prozess, der unsere Praxis weiterentwickelt und erweitert hat. Wir hoffen, dass unsere Entscheidungen nachvollziehbar sind und vor allem zu einer Auseinandersetzung mit den hier präsentierten Texten einladen.

In diesem Sinne: Bonne lecture!

Leyla-Claire Rabih und Frank Weigand im August 2022

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