Bericht
Being John Malkovich
Im Admiralspalast Berlin zeigt Timofey Kulyabin seine Inszenierung von „In the Solitude of Cotton Fields“ mit John Malkovich
von Thomas Irmer
Assoziationen: Theaterkritiken Nordamerika Europa
Erschienen am 11.6.2025

Anfangs sieht man auf der sehr breiten Leinwand vor der eigentlichen Bühne ein schwarz-weißes Video von einem Mann in Businesskleidung, der in eine Wohnung oder ein Hotelzimmer kommt, sich nackt auszieht und bis zur völligen Erschöpfung im Badezimmer masturbiert. Es ist, wie man später erst begreift, ein passender Einstieg zu Timofey Kulyabins Inszenierung von „In der Einsamkeit der Baumwollfelder“, die als internationale Produktion (Premiere war 2022 in Riga) diese Woche durch Berlin und Düsseldorf tourt – mit der litauischen Schauspielerin Ingeborga Dapkūnaitė und niemand anderem als John Malkovich.
Bernard-Marie Koltès‘ Stück aus dem Jahr 1985 zeigt die rätselhaften Beziehungen zwischen einem namenlosen „Dealer“ und einem ebenso namenlosen „Kunden“, die im Irgendwo etwas aushandeln. Es könnte um eine verbotene Ware gehen, um Sex, um eine Zufallsbegegnung, die in Gewalt endet. Das Stück galt jeher als eine schwer zu durchdringende Darstellung menschlicher Beziehungen in der Einsamkeit des Spätkapitalismus, doch Koltès’ dunkelfunkelnde Sprache lockte auch in Übersetzungen das Theater – insbesondere wagemutige Regisseur:innen.
Nun könnte man denken, dieses philosophisch grundierte Stück ist für eine Festival- und Tour-Produktion (zuletzt beim KONTAKT-Festival in Torun) in der internationalen Topliga eher ungeeignet, aber das ist im Fall von Kulyabins Inszenierung gänzlich unbegründet. Sie wird zum einen von...
Erschienen am 11.6.2025