Alltag nervt. Immer wieder dasselbe, jeden Tag aufs Neue! Er hält das kaum noch aus, sagt er, Zähneputzen morgens, Zähneputzen abends, all diese Rituale, die uns fest im Griff haben. Was passiert, wenn man plötzlich nicht mehr mitmacht, die Rolle, die man für andere spielt, einfach aufkündigt? Diese Frage beschäftigt Mirco Kreibich im Moment wie keine andere. Er hat eine Idee für einen Kurzfilm, den er unbedingt drehen will. Ein Mann, der einmal nicht das tut, was er aus Gewohnheit sonst immer macht, einmal an einer Kreuzung nicht wie immer nach rechts, sondern nach links abbiegt. Dann immer weiter geht, bis er in einen Wald kommt. Dort sieht er die Bäume, das Moos, die Kräuter und Käfer, er sieht alles, legt sich mitten hinein – und stirbt.
Mirco Kreibich, dreißig Jahre alt, fühlt sich wie Herakles am Scheideweg stehen. Immer so weiter wie bisher oder den Absprung wagen, etwas Neues beginnen? Er hat seinen festen Vertrag mit dem Hamburger Thalia Theater zum Ende der Spielzeit gekündigt, trotzdem ist er noch in acht Produktionen des Hauses zu sehen, weitere sind geplant. Ist er müde und enttäuscht? Nein, depressiv wirkt er eigentlich nicht, wie er da sitzt an der Bar des Restaurants...