Auf der Bühne der Grundriss einer Wohnung: ein kleines Zimmer mit Küche, ein vergitterter Lichtschacht als Fenster, buchstäblich ein Loch, eine typische Athener Wohnung. Als Fatzer in dem gleichnamigen Fragment von Bertolt Brecht macht Matthias Kelle einen Rundgang durch die krisengeschüttelte Stadt. Ein Videoprotokoll ist Bestandteil dieser Inszenierung, eine Art Live- Dramaturgie, die einen neuen Blick auf den Text ermöglicht. „FATSA/KOINA: Athen“ heißt dieses Projekt, das Kelle nach einem Workshop mit dem von Künstlern besetzten Embros-Theater gemeinsam mit der Europäischen Gemeinschaft für kulturelle Angelegenheiten entwickelt hat. Uraufgeführt wird es im Juli im Rahmen der Dritten Mülheimer Fatzer Tage am Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.
Es ist das erste freie Projekt für den Schauspieler, das möglich wurde zwischen zwei festen Engagements in Stuttgart und Bochum sowie durch persönliche Kontakte zu Theaterwissenschaftlern der Freien Universität Berlin. Obwohl Matthias Kelle schon längst wieder im ruhigen Stuttgarter Fahrwasser schippert, rumort es in ihm: Das Schicksal illegaler Flüchtlinge, marodierende Neonazibanden, eine Gesellschaft im Rechtsruck, Menschen, die sich zu Kooperativen zusammenschließen, um dem Hunger zu entgehen – der Realitätsschock lässt ihn nicht mehr los. „So kann’s hier auch werden!“, warnt er gleich und lädt sich so auf für seine Figur, die postuliert: „Ich rate euch:...