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Musik: Leises Fernweh
von Ulrike Rechel
Zuletzt hatte sich Sophie Hunger selbst eine längere Auszeit verschrieben. Irgendetwas war aus dem Lot geraten, das merkte die Songschreiberin, wenn sie sich zu Hause in Zürich sonderbar beobachtet vorkam, „fast schon pa- ranoid“, wie sie im Interview erzählt. Zuvor war die Schweizerin sechs Jahre lang ohne größere Pausen unterwegs gewesen. Wenn sie nicht mit ihrer famosen Band auf der Bühne stand, produzierte sie etwas – ob Konzertfilm, Buch oder Live-CD. Anfang 2013 war schließlich der Akku leer. Die Sängerin, die von fern an Folk-Feingeister wie Leslie Feist oder Cat Power erinnert, plagten Schlafstörungen. Ihr Refugium fand sie spontan, in San Francisco. „Ich musste irgendwohin, wo ich sein kann, wie ich will, und wo es den Leuten auch egal ist, was ich sage“, sagt sie. „Mir gefiel die Situation, die Migrantin zu sein, die fremd ist.“
Die verloren gegangene Spiellust kam schon nach kurzer Zeit wieder, erste Songs entstanden in Hotelzimmern und Studios. Daraus wuchs ihr fünftes Album, „Supermoon“. Darauf streift die 32-Jährige amerikanische Folkrock-Leichtigkeit, verhangenen Zeitlupenjazz, Chanson und Kammerpop; die Stimmung reicht von sonnig bis nachtschwarz. Insgesamt überträgt sich eine Gelassenheit, die Hunger auf ihrem staunenswerten Einzelgängerpfad durch Europas Songschreiberlandschaft erlangt hat. Zudem wirkten neue Musikbekanntschaften in Kalifornien inspirierend:...