Das Oktoberfest (vulgo: „die Wiesn“), schreibt die Wienerin Stefanie Sargnagel, sei der „größte Fleischmarkt der Welt. Jede Bier- eine Samenbank“. Zur Fleischbeschau lädt im Münchner Volkstheater vor allem die Bühne von Sarah Sassen, auf der sich – vor dem Hintergrund eines Alpenkitschpanoramas, wie man es vom Traditionsfahrgeschäft „Rund um den Tegernsee“ kennt – ein riesiger Hügel wölbt. Bei genauerem Hinsehen entpuppt er sich als überlebensgroßer Bierbauch mit Nabel, aus dem anfangs das fünfköpfige Ensemble kraxelt, kostümiert als Flöhe. Die entsprechende Textpassage – die Schilderung eines Besuchs im Flohzirkus – wird der Abend später nachliefern. Zunächst wirkt dieser Auftritt wie ein ironischer Kommentar auf das quasi parasitäre Verhältnis der Autorin zu ihrem Stoff: So wie sich Flöhe in Filz und Fäulnis wohlfühlen, ist die Ekelpackung Oktoberfest ein gefundenes Fressen für Sargnagel. Das Bier platze aus der Wiesn aus Backen, es fülle Bäuche, Beine, Brüste und Hoden, berste aus jeder Drüse, kurzum: „Die große Ausscheidung braut sich zusammen.“
Und natürlich geben auch die Menschen, die sich hier im Suff suhlen, ein Bild insektengleichen Gewimmels ab. Stefanie Sargnagel hat für ihr Stück Feldforschung betrieben und ist im Auftrag des Volkstheaters in den Wiesn-Wahnsinn eingetaucht. Dem Vernehmen nach ist sie selbst dabei weitgehend alkoholabstinent...