Nachruf
Nicht mehr in Rufweite
Zum Tod von Frieder Simon (16.7.1936–20.6.2020)
von Hartmut E. Lange
Erschienen in: double 43: Barrieren | frei – Zugänge zum Figurentheater (04/2021)
Assoziationen: Puppen-, Figuren- & Objekttheater Akteure
1974 bin ich ihm zum ersten Mal begegnet. Drehbuchautor Kurt Belicke gab in seiner riesigen Berliner Altbauwohnung ein Fest, Höhepunkt des Abends war ein Puppenspiel: „Faust“. Eine Kostümbildnerin hatte mich mitgenommen, sie war mit dem Gastgeber befreundet, kannte viele aus der illustren Runde. Und so saß ich, der 24-jährige Student, zwischen Peter Hacks, Manfred Krug, Wolfgang Kohlhaase und anderen Bekannten aus der DDR-Kulturszene. Als dann der rote Samtvorhang aufging, klappte mir die Kinnlade runter. Aufgewachsen mit naturalistischen TV-Figuren wie Flax und Krümel und Hohnsteiner Puppen in Lausitzer Kulturhäusern, hatte ich das, was da auf der kleinen Bühne präsentiert wurde, noch nie gesehen. Die Gestaltung der Figuren erinnerte mich an das Bauhaus-Logo. „Kein Wunder“, meinte Frieder, „ich bin ein Bauhausenkel, einige meiner Lehrer an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein waren Bauhausschüler.“ Später lernte ich auch den Menschen hinter der Spielleiste kennen, bei den Dreharbeiten zu meinem Diplomfilm an der HFF in Babelsberg. Benannt nach seinem Kaspertheater, war „Larifari“ ein Porträt des Puppenspielers Frieder Simon (Regie: Gabriele Schwartzkopff). Ab da blieben wir in Rufweite, wie Frieder immer scherzte, wurden Freunde.
Schon seit frühester Kindheit hatte Frieder mit Kaspertheater zu tun. Von seinem Vater, einem gefragten Puppenspieler, lernte er das Handwerk und die Kunst...