Finanzierung
von Rainer Simon
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Der letzte Parameter, anhand dessen die beiden Produktionsformen hier differenziert und dadurch bestimmt werden sollen, ist deren Finanzierung. Sowohl traditionelle als auch freie Produktionen müssen von staatlicher Seite finanziell bezuschusst werden, damit sie ihre Karten zu einem erschwinglichen Preis anbieten und dadurch überhaupt eine breite Nachfrage schaffen können. Unterschiede ergeben sich aus der Art der finanziellen Bezuschussung: Während traditionelle Opernbetriebe eine regelmäßige jährliche Zuwendung von der jeweiligen Gebietskörperschaft – vornehmlich vom Bundesland oder von der Kommune – in Form einer Fehlbedarfs- oder Festbetragsfinanzierung erhalten,94 müssen freie Projekte, so sie denn nicht an traditionellen Betrieben produziert werden, jeweils projektbezogene Förderungen bei diversen Fonds und Stiftungen beantragen.95 In Ausnahmefällen werden auch Gruppen – wie zum Beispiel Sasha Waltz & Guests durch die Regelförderung des Hauptstadtkulturfonds und das Land Berlin – über mehrere Jahre hinweg finanziert. Ansonsten müssen die jeweiligen Projektinitiatoren für jedes einzelne Projekt Anträge verfassen – sprich sowohl ein Konzept als auch einen Finanzierungsplan entwickeln –, diese einreichen und dadurch in Vorleistung gehen, bevor sie überhaupt eine Finanzierung zugesagt bekommen. Auch wenn die Gebietskörperschaften in Deutschland zur Bezuschussung der traditionellen Opernbetriebe nicht gesetzlich verpflichtet sind, so ist deren Finanzierung nach wie vor langfristig und unabhängig von einzelnen Produktionen geregelt....