Theater der Zeit

3.3. Der Engel und die Münze, oder: Die Geburt des Blicks

von Sebastian Kirsch

Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)

Schon mit dem Ende des zweiten Aktes lässt Shakespeare die gesamte Angelo-Konstruktion gnadenlos kollabieren. Denn mit der zweiten Szene tritt Claudios Schwester Isabella als Bittstellerin vor den strengen Lord, begleitet und angeleitet von Lucio. Isabella ist nicht nur in ihrer Erscheinung als angehende Nonne, die bis zum Exzess auf der Keuschheit und Unveräußerlichkeit ihres Körpers beharrt, als passgenaue Doppelgängerin Angelos angelegt. Auch ihr einem Spieleinsatz vergleichbare Funktion ähnelt der Rolle, die Angelo unwissentlich im Spiel des Herzogs übernommen hat. Denn von Anfang an kalkuliert Claudio, als er Lucio darum bittet, Isabella zum Stellvertreter zu bringen, mit der »wortlosen Sprache ihrer Jugend, die Männer überwältigt« (»For in her youth / There is a prone and speechless dialect / such as move men«; I,3, Z. 172 – 174). Worauf der Bruder in seiner Todesangst baut, ist also nicht so sehr die Kraft des diskursiven Arguments, sondern vielmehr der verführerische Reiz der jungen Nonne, von dem sie selbst anscheinend nichts ahnt, der aber in jedem Fall gegen den steinernen Stellvertreter in Anschlag gebracht werden soll. Freund Lucio versucht denn auch während des Bittgangs nach Kräften, diesen Überschuss zu mobilisieren: Er begleitet die Audienz regelmäßig mit leisen Ratschlägen und Kommentaren an Isabella (»You are...

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