Der Spruch „Du hier und nicht in Hollywood!“ ist zugegebenermaßen weder neu noch originell. Aber wenn Wolf E. Rahlfs in Stendal in den Spiegel blickt, sagt er ihn sich dann doch manchmal? Denn eigentlich wollte er einmal in die USA auswandern und Filmregisseur werden, so einer wie Coppola oder Scorsese. Und weil er das gründlich angehen wollte, zog er gleich nach der Schule nach England, bestand zu aller Überraschung (auch seiner eigenen) die englischsprachige Aufnahmeprüfung am Liverpool Institute for Performing Arts. Dort studierte er drei Jahre, ging dann noch zwei Jahre nach London, um an der Middlesex University Regie zu studieren. Klingt so, als ob es ernst gemeint gewesen wäre mit dem amerikanischen Traum? War es auch, sagt Wolf E. Rahlfs, einundvierzig Jahre alt, jungenhaft-drahtig, geradezu sportiv, mit langen, zum Zopf nach hinten gebundenen Haaren. Ist der neue Intendant gerade vom Rennrad gestiegen, oder kommt er von einem Rockkonzert? Beides falsch, die Altmark hält ihn fest im Griff. Und er hat auch sein Tempo schon mal unfreiwillig reduziert. Neben seinem Schreibtisch lehnen zwei Krücken: Sehnenriss im Fuß.
Mit „Cabaret“ und „Tod eines Handlungsreisenden“ stemmte er zu Beginn dieser Spielzeit zwei schwierige Auftakt-Inszenierungen seiner Intendanz, jetzt wartet jede Menge Papier auf...