Alpenübertanzung
Von Zürich nach Basel & retour
von Malte Ubenauf und Christoph Marthaler
Erschienen in: Arbeitsbuch 2014: Christoph Marthaler – Haushalts Ritual der Selbstvergessenheit (07/2014)
Malte Ubenauf: Es gibt eine Fotoserie, die dich und den Tänzer-Choreografen Thomas Stache in eigenartigen Posen auf idyllischen Anhöhen in den Alpen zeigt.
Christoph Marthaler: Diese Fotoserie dokumentiert die sogenannte „Alpenübertanzung“, eine Wanderung, die Thomas Stache, Regine Standfuss und ich kurz vor der Jahrtausendwende von Werfen bei Salzburg aus auf die umliegenden Gebirgshöhen unternahmen. Immer wieder haben wir auf unserem Weg die Natur und alle uns entgegenkommenden Wanderer betanzt. Eigentlich wollten wir das zu einer Art Volksbewegung ausbauen … Das steht immer noch aus.
Ubenauf: Diese Alpenübertanzung fand zu einem Zeitpunkt statt, als du vor allem am Theater deines Wohnortes Basel, in Berlin und in Hamburg gearbeitet hast. Einige Jahre später hattest du es dann plötzlich tatsächlich mit einer Volksbewegung zu tun. Diese formierte sich in Zürich, als es darum ging, dich und dein Team vorzeitig aus dem Amt der künstlerischen Leitung des Zürcher Schauspielhauses zu vertreiben. Was kurzfristig abgewendet werden konnte, habt ihr, das Leitungsteam Marthaler/Carp/Viebrock, dann selbst ein Jahr später vollzogen, weil ihr keine Grundlage mehr gesehen habt für eine vertrauensvolle und das Ensemble schützende Zusammenarbeit mit den kulturpolitisch Verantwortlichen der Stadt und den entsprechenden Verwaltungsgremien des Theaters.
Marthaler: Ich glaube, eine größere Gefühlsverwirrung kann es gar nicht...