Es beginnt in einem kargen Warteraum mit schmucklosen Wänden, einem Nicht-Ort, wie der Anthropologe Marc Augé solche Durchgangsräume nennt. Kurz darauf wird man in den riesigen Hangar geführt. Die Fenster mit ihrem matten Glas lassen noch die Abenddämmerung erahnen, wie monumentale Schießscharten sind sie auf die Welt gerichtet. Der steinerne Boden gibt jedem Schritt einen unheimlichen Hall. Über einhundert Betten stehen hier, Doppelstock aus Stahlrohr. Sie lassen an Kasernen oder Gefängnisse denken. In diesem Hangar befand sich bis März dieses Jahres die größte Notunterkunft für Flüchtlinge in Berlin. Die Betten gehören noch zum originalen Inventar, die das Theater aufBruch nun als Requisite nutzt. Seit über zwanzig Jahren macht aufBruch Theater in Gefängnissen und mit Gefangenen, zuletzt Werner Buhss’ „Die Festung“ in der JVA Plötzensee, eine Parabel auf das Eingesperrtsein in einem irrationalen System mit strengem Reglement. Und nun als Außenproduktion Einar Schleefs „Die Schauspieler“ im ehemaligen Flughafen Tempelhof. Erste Erkenntnis: Man braucht keinen angesagten Kurator mit Millionenetat, um an diesem Ort Theater zu machen. Und beeindruckendes noch dazu.
Man wird zwischen die Betten geführt, einzelne Darsteller erzählen Geschichten aus dem Leben und dem Theater. Es geht um Wünsche, Träume und deren Scheitern. Wer diese Erzählungen nun für „echter“ halten möchte,...