Shermin Langhoff ist nach einer sich in die Länge ziehenden Regie-Beratung zu „Dickicht“, das Sebastian Baumgarten in einigen Tagen im Maxim Gorki Theater zur Premiere bringen wird, bereits wieder auf dem Sprung in die Volksbühne zu Castorfs „Faust“-Premiere. Sie scheint überhaupt immer auf dem Sprung zu sein. Was uns für das Gespräch bleibt, ist ein genau definiertes Zeitfenster. Alles an Shermin Langhoff wirkt kontrolliert, scheint nach einem engen Zeitplan getaktet. Was ist es, das sie von dem großen Abgesang auf den Intellektuellen erwartet, den Castorf dem Berliner Kulturmainstream voraussichtlich als Sitzmarathon zumutet? Ihre Art zu antworten hat etwas dezidiert Strenges. Sogar dann, wenn sie das Chaos beschwört. In Castorfs Volksbühne geht sie oft, solange dies noch möglich ist. Denn dies sei der Ort, der sie inspiriert habe, sich dem Theater zuzuwenden. Was macht die Volksbühne in ihren Augen so einmalig? Da geht es um mehr als Theaterästhetik: um die authentische Erfahrung im Umgang mit der eigenen Geschichte, ebenso provokant wie reflektiert. „Dialektisch“ ist ein heute eher aus der Mode gekommenes Wort. Benutzt es Shermin Langhoff darum so gern? Identität wurde zum bestimmenden Thema, seit sie 2013 die Leitung des Maxim Gorki Theaters übernahm. Das ist für sie nichts ein für...