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Musik
Von der Aufhebung der Zeit
Erschienen in: Theater der Zeit: Feuer und Eis – Theater im ostsibirischen Jakutsk (01/2015)
Der Januar scheint der ideale Zeitpunkt für zeitgenössische Musik zu sein. Etliche Szenefestivals haben sich auf diesen Monat kapriziert. Mag sein, dass da die Aufbruchstimmung mitspielt – neues Jahr, neue Vorsätze, neue Musik. Ultraschall Berlin, eins der wichtigsten Branchentreffen bundesweit und seit 16 Jahren am Start, bietet wieder prominente Gäste: Vom Publikumsliebling unter den Neutönern, Jörg Widmann, bis hin zu noch immer abenteuerlustigen Altmeistern wie Helmut Lachenmann reicht das Spektrum. Schon der Prolog am 16. Januar im Berghain zeigt, dass man bei Ultraschall den missionarischen Ernst vieler Festivals gern auch leicht unterlaufen will: Da nämlich wird der 1 000 052. Geburtstag der Kunst an sich gefeiert, mit Bezug auf den schillernden französischen Fluxuskünstler, Résistance-Kämpfer, Coca-Cola-Mitarbeiter und Zen-Buddhisten Robert Filliou, der 1963 einfach mal frech den millionsten Art’s Birthday ausrief. Es wird ein Vorspiel der speziellen Art: mit Schellackplatten und Aufnahmen von hinduistischen Bestattungsritualen, mit Dudelsack und Live-Elektronik. Interdisziplinär interessant dürfte auch „Sommertag“ werden, ein Kammermusiktheater nach dem gleichnamigen Stück des häufig gespielten norwegischen Dramatikers Jon Fosse, komponiert von dem 65-jährigen früheren Klinikarzt Nikolaus Brass. Das Thema: die Aufhebung der Zeit.
In Hamburg auf Kampnagel feiert der klub katarakt immerhin schon zehnten Geburtstag. Stilistische Offenheit ist hier Programm. Sozusagen Sounds für...