Die Farbe der Unendlichkeit ist blau. Die Farbe von Neo Rauchs und Rosa Loys Brabant ist näherhin Delfter Kachelblau. Rauch und Loy erklären das Weitere so: Immer wieder hätten sie das Vorspiel gehört, und plötzlich war sie da, stand unverrückbar vor ihrem inneren Auge: „eine verwilderte Transformatorenstation“ in Delfter Kachelblau. Nach Castorfs Erdölfördertürmen der „Walküre“ ist das vielleicht etwas viel Kommunismus-istgleich-Sowjetmacht-plus-Elektrifizierung-des-ganzen-Landes, aber worauf Reiche gründen, wenn nicht auf den Fortschritt? Und gleich neben dem irdischen Trafohäuschen das Trafohäuschen des Herrn, auch Dom genannt. Aber wo an den Portalen der gotischen Kirchen die Rose Gottes prangt, zucken hier blaue Blitze. Eine plausible Verbindung zwischen irdischen und überirdischen Lichterscheinungen ist somit hergestellt, und zugleich rosettenartig angedeutet, dass König Heinrich das Gemeinwesen Brabant nicht eben konfliktfrei antrifft: Der legitime Thronfolger ist weg.
Mit König Heinrichs (Georg Zeppenfeld) ersten tiefen, alles durchtönenden Worten ist klar, woran sich die anderen, Telramund und Lohengrin, Elsa und Ortrud zu messen haben. Und das Wunder geschieht: Mit jeder neuen Stimme geht eine ganz eigene Welt auf.
Da ist Thomasz Koniecznys Vehemenz, mit der er als Telramund und gleichsam kommissarischer Verwalter Brabants erklärt, was alle wissen: Elsa ist mit ihrem Thronfolger-Bruder in den Wald gegangen und ohne ihn zurückgekommen....