Die Tragweite, die Medienrevolutionen für Gesellschaften und deren Zusammenleben, ja selbst für die basalsten Formen des menschlichen Weltzugangs haben, ist für diejenigen, die den Umbruch unmittelbar miterleben, nur selten absehbar. Mit den fundamentalen Konsequenzen der jüngsten dieser Revolutionen – der digitalen Revolution – beschäftigt sich der Philosoph Byung-Chul Han in seinem Essay „Digitale Rationalität und das Ende des kommunikativen Handelns“.
Der aus Südkorea stammende Han hat sich bereits in mehreren kulturkritischen Essays als ein geistreicher Zeitdiagnostiker erwiesen und so eine gewisse Popularität erlangt. In der vergangenen Spielzeit inspirierte sein Text „Die Müdigkeitsgesellschaft“ sogar eine interaktive Theaterinszenierung in Karlsruhe (siehe TdZ 04/13).
Wie viele einflussreiche Medientheoretiker geht auch Han davon aus, dass die Kommunikation über das Internet eine völlig neue Spezifik besitzt. In den digitalen Welten komme es zu einer zunehmenden Insularisierung und Privatisierung der Individuen. Das kommunikative Handeln, das berühmte Ideal von Jürgen Habermas, nach dem der Einzelne seine Ansprüche nach Maßgabe idealer, rationaler Akzeptierbarkeit der Gemeinschaft zur Diskussion vorlegt, sei im Verfall begriffen. Während die konventionellen Massenmedien noch große Teile des sozialen Körpers zu integrieren vermochten und Raum für eine politische Öffentlichkeit boten, kenne das neue Medium keine verbindenden Institutionen mehr.
Vielleicht aber, so die Anschlussfrage Hans, macht das...