Ausblick: RSI
von Sebastian Kirsch
Erschienen in: Das Reale der Perspektive – Der Barock, die Lacan’sche Psychoanalyse und das ‚Untote‘ in der Kultur (07/2013)
Anamorphose und Spiegel sind also die beiden gegenstrebigen Gelenke oder Falten, anhand derer das geometrale und das visuelle Schema sich trennen und zugleich ineinander übergehen. Wie aber ist zu bewerten, dass sie je nach dem Ort ihres Auftauchens offenbar ganz verschiedene, zum Teil sogar entgegengesetzte Funktionen ausüben können? An dieser Stelle kommt eine letzte Dimension der beiden Dreiecke ins Spiel, nämlich ihre je unterschiedliche Organisation in Bezug auf die Lacan’sche Triade von Realem, Symbolischem und Imaginärem. Im Geometralen dominiert, wie sich an der Bildermaschine des Pförtchens gut illustrieren lässt, das Imaginäre in enger Verklammerung mit einem symbolischen Apparat (woran sich auch ablesen lässt, dass Imaginäres und symbolische Ordnung wesentlich enger zusammenhängen als in Lacans ersten Seminaren konzipiert): Hier generieren sich die notwendigen Trug- und Spiegelbilder des Ego und des Gegenübers als Alter-Ego (des »kleinen anderen«); hier spielt sich alles im Rahmen einer dualen Spiegelbeziehung zwischen sehendem Subjekt und gesehenem Objekt ab, die sich rasch in ein Duell verwandeln kann, das man mit Hegels Konzepten der Herr-Knecht-Dialektik und des Kampfes um Anerkennung charakterisieren könnte. Das Reale hingegen artikuliert sich hier vor allem als Rest, der die Ordnungen des Symbolischen wie des Imaginären durchschlägt und zugleich supplementiert: als Blick, als blendendes Spiegeln,...