Vor azurblauem Himmel zeichnen sich Säulen und ein Sarkophag ab. Die Szenerie könnte einer dieser italienischen Friedhöfe sein. Dann erscheint sie wie eine Hügellandschaft in der Toskana am Abend. Aber in der Ferne sind Stimmen zu hören in verschiedenen Sprachen, Englisch und Russisch, dazu rauscht der Wind, und die Brandung bricht sich an den Felsen. Aus den Schatten schält sich ein Kohleofen, und die Gebirgslandschaft gibt sich als ein Arrangement von weißen, akkurat zugeschnittenen Steinen zu erkennen. Darauf liegen dubiose Gestalten, verhüllt in weite Umhänge und mit turbanartigen Kopfbedeckungen.
Der Beginn der jüngsten Inszenierung des Choreografen und Regisseurs Jo Fabian, der selbst auch für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet, scheint symptomatisch: Die Welt, die wir sehen, ist immer nur die eine, für die wir uns gerade entscheiden. Fabian schafft einen opulenten Prolog, der uns visuell die Subjektivität der eigenen Perspektive und Interpretation von Welt vor Augen führt.
Der große Seelensezierer Anton Tschechow schrieb „Auf der großen Straße“ mit gerade einmal 24 Jahren. Es ist sein zweiter dramatischer Versuch, der wie ein Ausblick auf die großen Dramen, die später folgen sollen, wirkt: verschwendete Leben, überflüssig gewordene Menschen, eine menschenverliebte wie pessimistische Gesamtschau und eine detailverliebte Untersuchung am offenen Herzen der Figuren....