Magazin
Reisebüro Rinck: Herpès de Provence
von Monika Rinck
Erschienen in: Theater der Zeit: Zur Sache, Schatz! – Über Lohnunterschiede und Lolita-Klischees (03/2018)
Anfangs war es nichts als ein Kribbeln, später ein leicht pochender Druck. Mir schien: Eine sehr kleine Herde im Dunkeln weiß nicht wohin, so flieht sie versuchsweise an Ort und Stelle, im Kreis. Es prickelte. „Ich perforiere von innen mit der Bleistiftspitze“, sagte der irre Hirte. „Zum Ausgleich“, fuhr der Hirte fort. Im Lippeninnenraum ward alles Mögliche herumexpediert, über die Alpen. Ein manisches Gewoge, hin- und her schoben sich Armeen, Mehrspänner, Katen auf Rollen, nein, Hütten auf Hühnerfüßen, die sich drehten auf Befehl, das halboffene Türchen mir zu.
Links davon, das Knäuel der Klerikalen: ein sehr gehemmter Tumult. Insignien fielen, verrohten, und die postsexuelle Marketenderin im Glaubenskrieg machte das Geschäft ihres Lebens. Holla, die Gespanne! Das Holpern. Riemen rissen. Quacksalber meldeten Hilfsmittel an. Spuren wie von Pflügen gezogen, Widerstand. Wagenräder brachen, Achsen gingen entzwei. Im Lippeninnenraum ward ein Wiehern mobilisiert, dann ein Röhren von gewaltigen Motoren und flugs an die liebe Sonne gebracht. Danach, sechzehnstimmig der Kanon der Sensiblen und Berückten: „Kummt Hervor Als Ich Sah / Itz Uffgplatzte Reliquiar / Der Heiligen Teresia / Worinnen Drin Ihr Daumen War.“ Plong. Plong. Alle Maschinen Dampf, Dampf.
Die mitgereiste Apothekerin empfahl: „Intervalle vergrößern“. Zong! Unendliche Bläschen, nachrückende Talente! Wobber! Nun senkten...