Das Zentrum lebt!
von Ender/Kolosko
Erschienen in: Recherchen 127: Darstellende Künste im öffentlichen Raum – Transformationen von Unorten und ästhetische Interventionen (12/2017)
Ziel des Projekts
Ladenlokal, Marktstraße 67 – hier eröffneten wir in einem „Leerstand”, der ehemaligen Boutique Karin’s Mode, eine temporäre Spielstätte, in der wir zwei Monate lang rund um die Uhr ansprechbar waren (bis auf „Außentermine“, beispielsweise in der Christoph-Schlingensief-Schule, in der Gesamtschule Berner Au, der Lebenshilfe Mülheim und im Theater Oberhausen). In dieser Spielstätte richteten wir unter der Zielsetzung der Wiederbelebung der alten Oberhausener Innenstadt, in der heute kein „normales“ Geschäftsleben mehr funktioniert – die gesamte Fußgängerzone zerfurcht ist von leeren Kaufhäusern oder Billigstshops –, einen Laden für Gedanken und Geschichten ein: „Nina’s Drehbuchwerkstatt“ und „Stefan’s Serienset“. Von hier aus wurden auch die Nachbargeschäfte, die ganze Marktstraße, die umliegenden Plätze zur Spielstätte.
Ästhetisches Mittel war neben der im Laden wachsenden Installation, in der auf Gazen auch die gedrehten Filmaufnahmen liefen, die Entstehung eines Dreh-/Textbuches: „DEFAKA – Ein deutsches Familienkaufhaus in drei Abteilungen“, dem als ganz grobes Raster die deutsche Ur- und Untergangsgeschichte Nibelungenlied bzw. Die Nibelungen – Ein deutsches Trauerspiel in drei Abteilungen unterlegt war. Hier flossen assoziativ und mit Fantasie verknüpft alle Erinnerungen und Erzählungen ein, die die Oberhausener über die Marktstraße – ihren verflossenen Reichtum, ihren unter dem schmutzigen Pflaster noch immer vorhandenen Stolz, ihre Steine des...