Kolumne
Das Bleibende
Erschienen in: Theater der Zeit: Birgit Minichmayr – Ich bin es und bin es nicht (01/2013)
Assoziationen: Debatte
Etwa um 1970 lernte ich über einen Freund aus der damaligen Bewegung gegen das Apartheidregime in Südafrika einen Ägypter kennen, der schon seit mehreren Jahren in Deutschland lebte und arbeitete und dem wegen seiner linkspolitischen Aktivitäten ständig die Ausweisung aus Deutschland drohte. Sein Hauptwidersacher war der damalige Münchner Kreisverwaltungsreferent und Schwulentoilettenreiniger Peter Gauweiler. Magdy, der Ägypter, war ein überzeugter Widersacher politisch motivierten Unrechts und als Araber folgerichtig auch engagiert für den Kampf der Palästinenser gegen den israelischen Staat und den Zionismus. Von ihm erfuhr ich von gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen und davon, dass alle Ordnung auf Erden nicht von Gott, sondern von Menschen gemacht sei. Gegenüber dem fröhlichen Gesell ohne Hang zu Problemen und ausufernden Interessen, der ich damals war, wurde Magdy zu dem, der diesen vom Himmel heruntergeholt und auf zwei Beine in die gesellschaftliche Wirklichkeit hineingestellt hat.
Es dauerte nicht lang, und auch ich war ein Freund der Palästinenser, obwohl ich keinen kannte, und die Zionisten waren auch meine Feinde, obwohl ich von denen auch keinen kannte. Dass hinter Zionisten Juden standen und Juden und Deutsche in einem ganz besonderen Verhältnis zueinander, das sagte mir Magdy nicht.
Ich errang nach und nach so was wie ein politisches Bewusstsein....