Leibhaftiges Denken
von Wolfgang Engler
Erschienen in: Wendungen: Die andere Wahrheit (09/2021)
Betrachten wir den (fiktiven) Akt der Bewusstwerdung einmal aus der Nähe. Wir haben es hier in keiner Weise mit einer Kopfgeburt zu tun, im Gegenteil. Das Denken hat Kurt in seine missliche Lage gebracht, einseitiges, folgenblindes Denken. Er denkt viel, zu viel, denkt weg vom Ausgang seines Tuns, denkt diesen gleichsam zu, verwehrt, denkend, seinem Instinkt, der ihm hätte sagen können, sagen müssen, dass da etwas faul ist an der Sache, jede Mitsprache bei der Ausführung des Anschlags. Denkt an all denen zielsicher vorbei, die die bräunlich rote Flüssigkeit, die er ins Wasser laufen lässt, buchstäblich ausbaden müssen, macht „dabei kein verängstigtes Gesicht, eher triumphierend, selbstverständlich“. Denkt den See in dem Moment als Neutrum, das sich nicht wehren und dem er antun kann, was ihm beliebt.
Derart schirmt er sich von allem ab, was die Erledigung seines fischigen Auftrags im letzten Augenblick durchkreuzen könnte: vom Leben im See, von künftigen Badegästen, von sich selbst als Wesen aus Fleisch und Blut. Geht, nur mehr die Prämie im Kopf, bedacht zu Werke und macht sich aus dem Staub.
Kurt, kein Zweifel, ist ein Kind der Moderne.
Je suis Kurt!
Doch dann trifft ihn der Schmerz mit einer Wucht, die die Kreatur in...