Eine Empfehlung für John Le Carrés grandioses Erinnerungsbuch „Der Taubentunnel“ in Theater der Zeit? Hat der je fürs Theater geschrieben? Ja, auch das hat der „Großmeister des Spionageromans“, wie ihn die Times feierte, getan. Aber sein Stück „Endstation“ fand sich selbst anlässlich seines 85. Geburtstages auf keinem Spielplan. Dafür werden seine Romane seit dem legendären „Der Spion, der aus der Kälte kam“, immer wieder neu verfilmt, zuletzt „A Most Wanted Man“ mit Philip Seymour Hoffman und Robin Wright. Filmgeschichte schrieb vor allem die Darstellung des George Smiley durch Alec Guinness, dem der Autor in seinen Erinnerungen ein ganzes Kapitel widmet. Ein Kapitel, von dem die Theaterkritik mal wieder lernen könnte, wie man die Arbeit eines Schauspielers beschreibt: mit der gleichen präzisen Detailkenntnis und kritischen Empathie, mit der sich ein Schriftsteller seinen Figuren nähert. Aber das ist nicht der einzige Grund für diese Empfehlung.
Ein ebenso bemerkenswerter findet sich in den vier Kapiteln, die Le Carré unter dem Titel „Das Theater der Wirklichkeit“ versammelt hat und in denen er von der Entstehung seines Romans „Die Libelle“ berichtet. Der Thriller erzählt die Geschichte der jungen englischen Schauspielerin Charlie, die nach einer Reihe von Anschlägen in Europa vom israelischen Geheimdienst angeworben wird,...