Hedda Gabler, die durchaus zweifelhafte Heldin aus Henrik Ibsens gleichnamigem Drama, pflegt ein verwegenes Hobby. Wenn ihr langweilig wird, flüchtet sie sich zu ihrer Waffensammlung. Dass das öfter vorkommt, als ihr lieb ist, liegt auch an einem tragischen Fehlgriff bei der Gattenwahl. Als Kind des 19. Jahrhunderts hat sich die Generalstochter für eine gleichermaßen auf- wie anregungsfreie Versorgungsehe entschieden. Ihren Mann Jörgen Tesman – einen biederen Geisteswissenschaftler, dem es derart an Inspiration mangelt, dass jeder fachliche Konkurrent automatisch eine Gefahr für seine Karriere darstellt – verachtet sie zutiefst.
Kein Wunder, dass Frau Gabler – angeekelt vom Mittelmaß, aber ihrerseits auch nicht fähig zu Überdurchschnittlichem – auf den Theaterbühnen gern in die Gegenwart versetzt wird. Selbst, wenn das Motiv der Versorgungsehe im 21. Jahrhundert deutlich an Anschlussfähigkeit verloren hat: Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen der Welt als Wille und Vorstellung und dem banal-pragmatischen Alltag, in dem sie einem gemeinhin gegenübertritt, dürfte kaum einer Generation vertrauter sein als uns Selbstoptimiererinnen und Selbstoptimierern mit dem massiven Glücksimperativ im Nacken.
So hat Thomas Ostermeier „Hedda Gabler“ in den nuller Jahren an der Berliner Schaubühne als unzufrieden alterndes Berlin-Mitte-Girlie inszeniert; gefangen mit dem falschen Mann im sprichwörtlichen goldenen Käfig, der in diesem Fall...
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