Einst war es ein großer Bittgesang: „Die Schutzflehenden“ von Aischylos, aufgeführt vor 2500 Jahren. Nun also die Antwort von Elfriede Jelinek, buchstäblich über die Jahrtausende hinweg: „Die Schutzbefohlenen“. Und immer noch das gleiche große Thema: Menschen auf der Flucht. Bei Aischylos war es eine mythische Szenerie, die mit der Kuh Io anhebt. Diese paart sich mit Zeus als „kuhbrünstigem Stier“, wird dann jedoch von einer Bremse gestochen und stürmt davon. In der Fremde bringt sie ihre Söhne zur Welt, die Syria und Lybia heißen. Mit den Namen sind wir wieder in der Gegenwart: Syrien als ein von Krieg verwüstetes Land, aus dem die Menschen massenhaft fliehen. Vor allem nach Europa. In Libyen sieht es ähnlich aus.
Hier nun setzt Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ an: bei uns und unserer Abwehr gegen jene, die da zu uns kommen. 2012 demonstrierten Flüchtlinge in Wien gegen die unzumutbaren Bedingungen im Aufnahmelager Traiskirchen. Die Folge war, dass die Kirche Asyl anbot, was zu weiteren Diskussionen führte. Die Antwortmöglichkeiten auf das Problem der vielen, die kamen und bei uns Schutz suchten, konnten gegensätzlicher nicht sein. Von „Öffnet alle Tore“ bis zum geforderten Ausbau der „Festung Europa“ reichten die Reaktionen. Letztlich – und darum kreist Jelineks Text...