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Glückwunsch und: Weitermachen!
Dem Schauspieler Christian Grashof zum Siebzigsten
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)
Christian Grashof wurde am 5. August 1943, auch er noch ein Kriegskind, in der böhmischen Glasbläserstadt Gablonz geboren, studierte von 1964 bis 1967 an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, die heute „Ernst Busch“ heißt, und hatte das Glück, danach im damaligen Karl-Marx-Stadt engagiert zu werden, wo die DDR-Intendantenlegende Gerhard Meyer eine Art Talentschmiede betrieb; die Namen seiner „Schüler“ sind Legion und weithin bekannt. Seit ich dort seinen Merkl Franz („Kasimir und Karoline“) und seinen Ferdinand gesehen habe (beide Male mit Jutta Wachowiak als wunderbarer Partnerin), liebe ich Christian Grashof, der Genauigkeit und Schärfe der Charakterzeichnung mit einer Leidenschaft verband, die damals nicht gang und gäbe war. So kam er 1970 ans Deutsche Theater Berlin, spielte den Torquato Tasso in Friedo Solters Regie, die ohne aktualisierende Mätzchen darauf verwies, dass der Konflikt zwischen Geist und Macht auch im Real-Existierenden virulent war. Dann war er erst Partner von Alexander Lang (in Volker Brauns „Kipper“, Athol Fugards „Insel“ und natürlich Heiner Müllers „Philoktet“), sodann dessen Protagonist in mehreren Inszenierungen, von denen „Dantons Tod“ die zweifellos herausragendste war. Und das nicht nur, weil Grashof virtuos den Danton und den Robespierre spielte, sondern wie er sie spielte, als zwei Seiten einer (nicht nur historischen) Medaille. Das...