„Die Pädagogik des Leidens steht im Gegensatz zu Verwaltungssystemen, die Leiden nicht abbilden können, weil sie von den Bedürfnissen des Körpers abstrahieren. Wenn aber die Verletzlichkeit des Körpers und der Schmerz in den Vordergrund gerückt werden sollen, dann brauchen wir eine neue Sozialethik.“
Arthur Frank, The Wounded Storyteller
Der medizinische Sektor in den Vereinigten Staaten ist in der Krise. Burnout von Ärzt*innen weitet sich zur Epidemie aus, wenn 46% der Mediziner von „physischem oder mentalem Kollaps durch Überarbeitung und Stress“ berichten.2 Der Appell„Ärzte, ihr sollt euch selbst heilen“ war mit Blick auf die Sicherheit der Patient*innen und des gesamten Berufsstandes noch nie dringender als heute.3 Der amerikanische Gesundheits- und Pflegesektor wird geplagt von festgefahrener rassischer und ökonomischer Ungleichheit und Geschlechterungerechtigkeit. Als Reaktion darauf wurden in den letzten dreißig Jahren Proteste von Patient*innen- und Behindertenorganisation laut, die eine Stärkung der Selbstbestimmung in der Krankheitserfahrung einfordern.
Aber wie können wir Individuen dazu auffordern, sich selbst zu heilen, in einem System, das keinen Spielraum dafür bietet? Es handelt sich um eine systemische Krise, die alle Facetten des Gesundheitswesens im 21. Jahrhundert betrifft: das Wegrationalisieren von Pflegediensten, Pfleger*innen und Ärzt*innen, das Negieren von Körpern und Stimmen der Patient*innen. Die profitgierige Gesundheits-Industrie reduziert...