Adolf Dresens Marx-Kritik
Erschienen in: Recherchen 93: Der Einzelne und das Ganze – Zur Kritik der Marxschen Ökonomie (05/2012)
Klassiker
Wer ist ein Klassiker? In der Deutschen Demokratischen Republik wußte man es, diesem langlebigen Gegenstück jenes rheinisch-deutschen Freistaats, der, 1792 unter dem Schirm einer revolutionären Besatzungsarmee gegründet, bereits im folgenden Jahr von einer preußischen Armee wieder aufgehoben wurde. In Weimar gab es die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur, womit die Epoche Goethes im Ganzen gemeint war, in Berlin aber wurde nach einer Moskauer Vorlage das Werk der beiden Klassiker des Marxismus-Leninismus herausgegeben, die gesammelten Schriften und Briefe von Karl Marx und Friedrich Engels. MEW, Marx-Engels-Werke, hieß die Sigle der 43bändigen Ausgabe, deren blaue Lederoleinbände auch die Bücherschränke eines nicht geringen Teils der westdeutschen Intelligenzija zierten.
Sind Klassiker jene Autoren, deren Werk die Nachwelt textkritischer Gesamtausgaben würdigt? 1975 begann in Berlin eine neue, nun wirklich umfassende Werkausgabe zu erscheinen, MEGA (Marx-Engels-Gesamtausgabe) abgekürzt, die nach 1990 in erweitertem Rahmen fortgesetzt wurde und inzwischen bis zum 58. Band (von hundertvierzehn geplanten) gediehen ist. Sind die beiden Autoren damit endgültig als Klassiker beglaubigt? Der Jenenser Germanist Stefan Matuschek gibt ein anderes Kriterium für den Klassiker-Status an: „ein klassischer Autor“ sei „derjenige, dessen Geburts- und Sterbejubiläen regelmäßig bedacht werden. […] Alle diejenigen Namen, die man mit dem...