Magazin
Linzers Eck: Die unendliche Geschichte
Die Sascha Anderson-Story: Jetzt im Kino
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: System startet neu – Über den Einbruch der Performance in die Oper (11/2014)
Ich habe die Volksbühne selten so voll gesehen wie an jenem späten Septembersonntag, als Annekatrin Hendels Film „Anderson“ dort gezeigt wurde (er war zuvor nur auf der Berlinale gelaufen). War es das Interesse an einer spannenden Epoche der DDR-Geschichte, die sich ihrem Ende zuneigt, oder eher an der Geschichte eines legendären „Helden“ dieser Epoche? Der ein Popstar in der subkulturellen Szene des Prenzlauer Bergs war und 1991 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit enttarnt wurde. Vermutlich beides, gesehen haben wir die Normalität eines Monsters, eigentlich nicht das „Arschloch“, als das ihn Wolf Biermann in seiner Büchner-Preis-Rede bezeichnete, eher eine Marionette, die sich bewegen ließ und dabei glaubte, die Welt zu bewegen, der auch seine Umwelt zu faszinieren verstand, aber nun jegliche Faszination verloren hat. Der erklären will, was nicht zu erklären ist, der sich nicht entschuldigen will, weil er seine Schuld weiter alleine tragen möchte, nun ja.
Annekatrin Hendel hat viele Zeitzeugen befragt: Schriftsteller, Filmemacher, Musiker, Maler, die in den 80er Jahren am legendären Küchentisch von Ekkehard und Wilfriede Maaß saßen, diskutierten, lasen, musizierten, rauchten, tranken, die den offiziellen kulturellen Raum der DDR längst verlassen hatten. Und nicht ahnten, dass der umtriebige Sascha, der clevere Organisator der Szene,...