Bislang dachte man, ein schmutziger Wahlkampf bestünde darin, die Abfalltonnen der Gegner zu durchwühlen und den Dreck ans Licht zu zerren, sich selbst aber als Saubermann darzustellen. Seit 2016, mit den Überraschungserfolgen der Brexiteers, von Trump und seinen Geistesverwandten, kann man es nun besser wissen: Es gibt Politiker, die ihre Stärke daraus beziehen, ihren eigenen Dreck nicht nur nicht zu verbergen, sondern sich sogar mit ihm schmücken zu können. So war einer der wohl exemplarischsten Momente des Trump’schen Wahlkampfes die Nutzbarmachung des kurz vor dem Wahltermin aufgetauchten Videos, das den Sexismus des Milliardärs in all seiner brutalen Banalität offenbarte. Alle, die glaubten, nun habe sich das Problem erledigt, wurden eines Besseren belehrt. Es steht zu erwarten, dass das Jahr 2017 noch mehr derartiger Lektionen bereithalten wird. Aber wie ist so etwas eigentlich möglich?
Vielleicht gibt auch in diesem Fall ein Blick auf bestimmte Entwicklungen der Performancekunst Aufschluss. Denn was in der Politik derzeit als neues Phänomen wahrgenommen wird, funktioniert nicht viel anders als jene avantgardistischen Formen der Überschreitung, die in so manchen Theoriezirkeln seit geraumer Zeit als „Wiederverzauberung der Welt“ qua „performativer Transgression“ gefeiert werden. Man denke nur an die Wiener Aktionisten oder an „Abjektkünstler“ wie Jan Fabre, die aus...