Look Out
Nenn mich naiv
Die Autorin und Performerin Marjolijn van Heemstra sucht nach Verbundenheit in der globalisierten Welt
von Jörg Vorhaben
Erschienen in: Theater der Zeit: Blackfacing (10/2014)
Nenn mich ruhig naiv, aber ich hatte wirklich keine Ahnung, dass jemand zum Beispiel aus Ägypten nicht so einfach in unser Land einreisen darf. Wir besuchen massenhaft ihre Pyramiden, aber sie dürfen nicht unsere Windmühlen bewundern. Souad sagte in einem bestimmten Moment zu mir: ‚Du bist in dieser Welt mehr wert als ich.‘ Das wollte ich zuerst nicht akzeptieren, denn man möchte glauben, dass man als Freunde gleichwertig ist. Aber ich sage nun, dass sie recht hat.“
Marjolijn van Heemstra lädt den Zuschauer dazu ein, ihr bei ihrer Erkundung der Welt und ihren gesellschaftlichen Fragestellungen im Theater zu folgen. Ihre Inszenierungen zeichnen sich vor allem durch einen starken aufklärerischen Willen aus. Nicht von ungefähr kommt es, dass Marjolijn Religionswissenschaften studierte und nicht nur Performerin, sondern auch Journalistin und Romanautorin ist.
Marjolijn van Heemstra begann 2011 mit dem Abend „Family’81“ eine Trilogie über Verbundenheit in der globalisierten Welt. Sie suchte drei Menschen, die am selben Tag geboren waren wie sie, aber an anderen Orten auf der Welt. Mit ihnen wollte sie herausfinden, was ihre Generation über die Grenzen hinweg verbindet. Sie fand Ntando aus Südafrika, Satchit aus Indien und Souad aus dem Libanon. Sie ging auf Reisen und besuchte jeden der...