Hyperreales Theater
Das Zentrum für Politische Schönheit schärft die Konturen der Realität
von André Leipold
Erschienen in: Lob des Realismus – Die Debatte (09/2017)
Schön ruhig ist es hier auf meiner hyperrealen Fähre – zu ruhig, um wahr zu sein. Im Moment liegt sie im Hafen der real existierenden Gegenwart. Bald wird sie wieder, schwer beladen, zum anderen Ufer fahren. Dort wird ihre Fracht teilweise ausgetauscht werden. Geben und nehmen. Bei ihrer Rückkehr in den Hafen wird es darauf ankommen, ob die Fähre hier wieder von ihrer – nun leicht entflammbaren – Last befreit werden kann, um auch fortan ihrer Bestimmung folgen zu können. Diese Entscheidung kann der Fährmann allerdings nicht alleine treffen.
Dieses Bild ließe sich nun leicht überstrapazieren. Bis hierhin hat es aber schon seinen Zweck erfüllt. Es sollte dazu dienen, dem Autor den neuerlichen Zugang zu einer Debatte zu erleichtern, von der er sich eigentlich gerne (wieder) entfremden würde. Nicht dass die aktuelle Diskussion um einen neuen Realismus im Theater ihm nicht höchst relevant erschiene! Es ist nur so, dass er hierüber schon Aktion auf und Podium ab so oft geredet hat, dass er sich wieder auf den Kern dessen besinnen muss, um was es ihm dabei eigentlich ging. Jetzt, nach dem Eingangsbild, weiß er es wieder.
Hier soll offenbar werden, woran es eigentlich den Menschen fehlt, die keine Ideen verstehen...