Sebastian Baumgarten
von Rainer Simon und Sebastian Baumgarten
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Sebastian Baumgarten, 1969 in Berlin geboren, ist Sprech- und Musiktheaterregisseur. Er war Oberspielleiter und stellvertretender Operndirektor am Staatstheater Kassel sowie Chefregisseur am Theater Meiningen. 2011 inszenierte er Tannhäuser bei den Bayreuther Festspielen. Zum Wintersemester 2013/2014 übernimmt er die Leitung des Studiengangs Regie an der Theaterakademie August Everding in München. Für seine Inszenierung von Tosca erhielt er 2002 den Götz-Friedrich-Preis, 2006 wurde er in der Opernwelt zum Regisseur des Jahres gewählt.
Rainer Simon: Welche Fähigkeiten von Opernsängern erschweren beziehungsweise fördern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen besitzen sie dafür? Welche Kompetenzen besitzen sie eher nicht?
Sebastian Baumgarten: Das ist schwer zu verallgemeinern, da das jeweils von den konkreten Leuten abhängt, mit denen man während einer Produktion Umgang hat. Ich glaube, dass der persönliche Kontakt zwischen Regisseur und Darsteller sowohl den Darsteller als auch den Regisseur noch einmal woandershin treiben kann, als die Grundvoraussetzungen, mit denen man in die Arbeit hineingegangen ist, es vielleicht erwarten lassen.
Natürlich sehe ich im Moment einen Generationenwechsel. Es gibt eine sehr große Bereitschaft bei den Sängern, mit einer gewissen Offenheit auf andere Formen von Musiktheater zu schauen. Als ich vor fünfzehn Jahren in Kassel war und man dort mit einem traditionellen, gut ausgebildeten Wagnersänger arbeitete, war...