Es muss ja nicht alles aufhören
von Hartmut Stanke
Erschienen in: Arbeitsbuch: Peter Carp – Weltempfänger in Luzern, Oberhausen und in Freiburg (04/2025)

„Da bin ich jetzt aber überrascht, dass Sie schon Rentner sein sollen“
Das sind Peter Carps Worte, als wir uns kennenlernen, uns zum ersten Mal treffen, in einem Hotel in Oberhausen, an einem brütend heißen Sommertag im Jahre 2007. Damit sind die Weichen gestellt, eitel sind wir ja alle. Ich werde also auf den sogenannten Ruhestand verzichten und zu seinem Ensemble gehören, ab nächstem Jahr, unter seiner Intendanz.
Wir haben dann sehr schön miteinander geredet, über‘s Theater weniger, mehr über allgemeine Dinge. Über mein Altwerden zum Beispiel, sein Alter war damals ja noch kein Thema. Und schon zeigt sich eine der herausragenden Eigenschaften Peter Carps: seine Zugewandtheit dem Anderen gegenüber, sein sich selbst Zurücknehmen, sein Zuhören-können. Und zwar mit lebhaftem Interesse. (Was ja schon mal kein Nachteil ist, zumal, wenn man Regie führt.)
Ja, ein schönes Gespräch war’s. Und am nächsten Tag lag für mich an der Pforte eine CD von Paul McCartney. Der sei exakt mein Jahrgang, hatte mir Carp erzählt. Und seine Vitalität und Wachheit solle mir ein Ansporn sein. Unsere Oberhausener Jahre – insgesamt neun an der Zahl – wurden dann eine sehr fruchtbare, erfolgreiche Zeit. Carp holte das Theater nach Jahren der Mediokrität zurück ins Licht...