Erinnerungsarbeit: Wo steht der zeitgenössische Tanz heute, in den Theatern, in der freien Szene, in Bezug auf seine kulturpolitische Verantwortung? Drei Beispiele zum Stand der Dinge. Und drei Fragen: Die Frage nach dem kulturellen Erbe im zeitgenössischen Tanz, die Frage nach der künstlerischen Position der freien Tanzszene und die Frage nach der gesellschaftspolitischen Bedeutung von Tanz sind die Leitlinien einer Fallstudie zur aktuellen Tanzszene, der sich Theater der Zeit in dieser Ausgabe widmet. Die Protagonisten sind Pina Bausch, VA Wölfl und Ismael Ivo.
Das Tanztheater Pina Bauschs bleibt auch fünf Jahre nach dem Tod der Choreografin das künstlerische Aushängeschild der Stadt Wuppertal. Mit vereinten Kräften von Stadt, Land und Bund wird an dem Erhalt eines Jahrhundertwerks gearbeitet, das nicht nur als Archiv in einer Bibliothek überliefert, sondern als tänzerisches Bühnenereignis an die nächsten Generationen weitergegeben werden soll.
Ein Blick auf die Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts macht die weitreichende Herausforderung sofort deutlich. Selbstverständlich werden die Klassiker des Balletts in zahlreichen Häusern immer wieder neu aufgeführt, aber die großen Innovationen der zeitgenössischen Tanzszene bleiben mangels wiederkehrender Aufführungen zumeist unsichtbar. Bemerkenswert sind hier Ausnahmen wie Sasha Waltz, die parallel zu den Neuproduktionen an dem eigenen Repertoire arbeitet. Es war jedoch der explizite Wunsch...