Bühnenkostüm
Das heutige Bühnenkostüm
von Annemarie Stern
Erschienen in: Theater der Zeit: Objektive Kritik? (09/1946)
Im ersten Heft dieser Zeitschrift schrieb der Bühnenbildner und Regisseur Willi Schmidt über Sinn und Wesen des Bühnenbildes: „Immer ging es uns um mehr als um die bloße „Ausstattung“ des Werks; immer versuchten wir, den Blick auf den Menschen zu reißen, auf seinen komischen oder tragischen Maskenmund; deshalb waren unsere Farben sparsam, und die Figurine des Darstellers war uns wichtig vor alle anderen.“
Nicht immer galt diese Ansicht über die Bedeutung des kostümierten Menschen im Bühnenbild. Wir erinnern uns an die Zeit des Barocks, als eine üppige Dekoration die Bühne beherrschte und der Darsteller alle Mühe hatte, sich darin zu behaupten. Um das zu erreichen, kleidete die Zeit den Schauspieler in ein prächtiges Kostüm; die Frauen erschienen in umfangreichen Reifröcken, geputzt mit einer Vielzahl von Frisuren, Bändern, Schleifen und Federn, so dass man sich fragt, wie es wohl möglich war, dass Schauspieler darin überhaupt agieren konnten. Dieses Kostüm war allein der Ausdruck seiner Zeit.
Auf der gleichen Linie bewegten sich Bestrebungen der letzten Jahre, die für die Schauspieler auf dem Theater der Gegenwart nur Kostüme der Gegenwart verlangten, so dass Hamlet im Frack erschien.
Wir gehen nicht so weit in der Gestaltung der Kostüme aus dem Heute, sondern schlagen einen...