Sechs Frauen sprechen von Krieg, von drohendem Klimawandel und gesellschaftlichem Kollaps. Wie auf einem Schachbrett ändern sich ihre Verhältnisse und Konstellationen zueinander. Die Wucht ihrer Sprache und die Klarheit ihrer Gedanken öffnen Bilderräume und richten sie ein, wie kein „Brennpunkt“ und keine „Breaking News“ es noch zustande bringen. Achim Lenz, der studierte Altphilologe, hievt das Epos „Der Bürgerkrieg“ des römischen Dichters Lucan über die zunehmend eskalierenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Caesar und Pompeius in ein kraftvolles Chortheater und bringt mit seiner Inszenierung einen brisanten Kommentar zum Trauma der Gewalt. Einer heutigen, wenig vorausschauend und fast fahrlässig lustvoll agierenden Protest- und Demonstrationswelle hält er gekonnt den Spiegel vor. In einem außergewöhnlichen Schulterschluss zwischen dem Theater Chur, dem Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr und dem Schlachthaus Bern produziert, folgte die Aufführung im vergangenen Jahr stilistisch auf „Die Wolfshaut“. In einem Dorf mit dem symbolischen Namen Schweigen angesiedelt, bohrt Lenz’ Bearbeitung des Romans von Hans Lebert in eine Kruste aus Ex-Ortsgruppenleitern und Mitwissern. Auch hier geht es um die sukzessive Rekonstruktion einer Gräueltat und der Anfänge, gegen die sich niemand verwehrt hat, weil sie nicht ausreichend sichtbar waren.
„Das, was ich kann, reicht nicht aus, um das zu machen, was ich da sehe“,...