In einer Studie für den Fonds Darstellende Künste habe ich zusammen mit Laura Pföhler und Christoph Wirth untersucht, wie die Freie Szene in den Jahren 2020 und 2021 auf die Auswirkungen der Pandemie reagierte.1Unsere Aufmerksamkeit galt besonders der Beziehung zwischen Veränderungen im Arbeitsprozess und ästhetischen Veränderungen. Dabei stellte sich heraus, dass einige interessante Entwicklungen, die wir ausmachten, Antworten auf die Frage geben, wie eine ökologische Ästhetik aussehen könnte. Diese Frage stand nicht am Anfang, sie ergab sich in der Auswertung unseres Materials: Wir haben den Eindruck gewonnen, dass die Live Arts derzeit auf Wegen zu einer ökologischen Ästhetik sind.
Die Formulierung ökologische Ästhetik impliziert, dass es für ein ökologisches Engagement der Live Arts nicht ausreicht, wenn man ökologiebezogene Themen aufgreift und in etablierten Formaten verhandelt – also beispielsweise Theaterstücke über die Klimakrise schreibt und diese dann von Schauspieler*innen aufführen lässt oder Tiere, Pflanzen, Kristalle, Nebel in einen szenischen Raum bringt, wo die Leute sich als Theaterpublikum versammeln und vor allem draufschauen, um dann als Draufschauende Erfahrungen zu machen. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass die Reflexion solcher Erfahrungen dazu stimuliert, etwas am Leben zu ändern, das dazu beiträgt, die Zerstörung des Planeten durch den Menschen doch...