Geschichte Aufführen: LeipzigÜberLeben
von Elisabeth Kohlhaas, Günther Heeg, Tamar Pollak und Andrea Hensel
Erschienen in: Recherchen 109: Reenacting History: Theater & Geschichte (02/2014)
Günther Heeg
unter Mitarbeit von Andrea Hensel, Elisabeth Kohlhaas und Tamar Pollak1
GESCHICHTE AUFFÜHREN: LEIPZIGÜBERLEBEN
Geschichte Aufführen – ein Programm
Geschichte Aufführen – Wystawiaç Historię – Re-Enacting History ist der Name eines deutsch-polnischen Theaterprojekts, das im Jahr 2012 gemeinsam von der Stiftung BORUSSIA Olsztyn, dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig und der Schauspielschule des Stefan-Jaracz-Theaters in Olsztyn konzipiert und durchgeführt wurde.2 Dabei trafen Lehrende und Studierende der Theaterwissenschaft Leipzig auf Schauspielstudierende und Theatermacher aus Olsztyn und erarbeiteten gemeinsam zwei unterschiedliche szenische Präsentationen über die Verfolgung jüdischer Menschen und über die Erinnerung daran in Olsztyn und in Leipzig. Während der Vorbereitung des Leipziger Projekts mit dem Titel LeipzigÜberLeben wurde den Beteiligten rasch klar, dass die Aufführung der Geschichte in Form eines Reenactments erfolgen sollte. Eines Reenactments allerdings, dem nicht, wie es von der volkstümlichen Praxis von Reenactments her bekannt ist, ein einzelnes historisches Ereignis zu Grunde liegt, sondern eine Verflechtung von historischen Ereignissen, sozialen Strukturen, Erzählungen, Quellen, Bildern und Topografien, die man mit Foucault als Genealogie bezeichnen kann.
Das genealogische Verfahren, das die grundsätzliche Herangehensweise der Macher von LeipzigÜberLeben an Geschichte ausmacht, versteht Geschichte nicht als Kontinuum und Sinnzusammenhang, sondern als diskontinuierliches und kontingentes Geschehen, das uns betrifft....