Herr Diaz, im Oktober 2013 haben Sie beim Jubiläumskongress des Wiener Burgtheaters mit Ihrer unangemeldeten Rede über die Zusammenarbeit des Theaters mit der zwielichtigen Sicherheitsfirma G4S großes Aufsehen erregt. Wie hat sich die Situation seitdem entwickelt?
Im Fokus stand ja zunächst der Skandal um G4S: Eine Kulturinstitution wie das Burgtheater arbeitet mit einem Sicherheitsunternehmen zusammen, das in Menschenrechtsverletzungen weltweit verwickelt ist. Das hat ganz schön für Furore gesorgt! Obwohl es schon Proteste gegen die Geschäftspraxis in Österreich gab, konnte G4S Österreich ohne großes Aufsehen Vertragspartner des Innenministeriums für Kontrollaufgaben in einem Abschiebegefängnis in der Steiermark werden. Durch die Rede beim Theaterkongress waren auf einmal alle Augen auf das Unternehmen gerichtet: Ich wurde sofort von G4S gekündigt, und meine Billeteurskolleginnen und ‑kollegen sollten mit dubiosen Unterschriftslisten, in denen ihre Distanzierung von meiner Person und Rede eingefordert wurde, eingeschüchtert werden.
Inzwischen haben einige Billeteure reagiert und sich als „Anonyme Billeteure“ kritisch zu Wort gemeldet. Verschiedene künstlerische Interessensvertretungen haben sich solidarisiert. Es kam sogar zu einer parlamentarischen Anfrage der österreichischen Grünen, und Elfriede Jelinek stellte sich in einer Rede hinter die Aktion. An der hierzu parallel verlaufenden Debatte um das geplante Abschiebegefängnis in der Steiermark finde ich bemerkenswert, dass vorwiegend die Privatisierung einer...