In Thüringen ist die AfD bei den Landtagswahlen am 1. September stärkste Kraft geworden. Die Finanzierung der Thüringischen Theater ist bis 2030 gesichert, das sieht in Sachsen anders aus. Welche Gefahren drohen den Theatern in Sachsen, aber auch im gesamten ostdeutschen Raum?
David Begrich: In dem Moment, in dem die AfD Zugriff auf die Kulturpolitik bekäme, wird dies zur Folge haben, dass sie ihre Agenda in der Kultur durchsetzen will. Dies würde bis zur Einmischung in die Frage der Gestaltung des Spielplans gehen. Die AfD hat seit 2016 in den Ostbundesländern immer erkennen lassen, dass sie bestimmte Theaterformate nicht nur nicht schätzt, sondern verbannt sehen will. Der Hebel hierfür ist die Kulturförderung. Die Partei würde nur unterstützen, was in ihrem Sinne wäre: nationales Erbauungs- und Erziehungstheater, in dem bestimmte gesellschaftliche Realitäten und Perspektiven einfach ausgeblendet werden. Die AfD aktualisiert im Grund das Kulturverständnis des wilhelminischen Nationalismus, was völkische Deutungen von Kultur und Tradition aus Sicht der AfD einschließt. Die AfD sagt, was sie meint, und meint, was sie sagt. Dies muss von allen verstanden werden! Diese Partei hat einen Plan zum autoritären Umbau der Gesellschaft, der nicht nach einer Legislaturperiode endet.
Die demokratische Öffentlichkeit in Ostdeutschland darf gerade jetzt nicht...