Was macht dieser Master mit mir?
Der Master als Schnittstelle und Weiche
von Sibylle Heim
Erschienen in: Recherchen 153: Wer bin ich, wenn ich spiele? – Fragen an eine moderne Schauspielausbildung (03/2021)
PROLOG
Bologna schreibt es vor: Nach dem Bachelor kommt der Master. Mit der Bologna-Reform bin auch ich an die Hochschule der Künste gekommen, als Assistentin für eben diesen neuen Master-of-Arts-Studiengang Theater. Nach nun mehr als zehn Jahren im Dienste dieses MA-Studiengangs, nach einem umfangreichen Akkreditierungsprozedere, mehreren kleineren und größeren Curriculumsentwicklungen, vielen Gastdozierenden, die einmalig oder wiederkehrend hier unterrichtet haben, und noch mehr Studierenden, deren Weg durch den Master ich begleiten durfte, ist es durchaus legitim, einmal innezuhalten und darüber nachzudenken, was ein solcher Master ist, war und sein kann. Es liegt in der Natur der Sache, dass ich in meinen Überlegungen auf das Bezug nehme, was ich kenne. Und das ist der Master Expanded Theater der Hochschule der Künste in Bern.
Wozu ein Master?
Die Theaterlandschaft befindet sich schon lange im Umbruch. Eine klare Trennung zwischen Stadttheater und freier Szene, zwischen Tanz, Theater und Performance gibt es vielerorts nicht mehr oder zumindest nicht mehr so ausgeprägt. Kollektive Arbeitsstrukturen mit flachen Hierarchien sind gerade bei jüngeren Theaterschaffenden eher die Regel als die Ausnahme. Das zeigen zum Beispiel die Eingaben beim Schweizer Nachwuchspreis PREMIO1 für Theater und Tanz. Insgesamt halten Arbeitsweisen, die zuvor vornehmlich in der freien Szene zu finden...