I Die Schnittstelle bilden
Was würde passieren, wenn sich eine Institution aus ihrer Blase herausbewegt und Unterschlupf sucht in einer anderen Umgebung? Vor vier Jahren verfolgten wir als Dramaturgie des Theaters Freiburg ein bisschen neidisch die Geschichte der Kammerphilharmonie Bremen, die ursprünglich aus einer Notlage heraus ihr Probenzentrum in eine Brennpunktschule verlegt hatte. Lauter unvorhersehbare, sehr kreative „Synergieeffekte“ entstanden dort. Im Frühjahr 2014 wurden wir selbst, bedingt durch eine Generalsanierung unserer Bühnen, aus dem Theater verbannt. Den Rauswurf verbanden wir mit dem Umzug in eine ortsansässige Brauerei, auf deren Gelände einst 800 Arbeiter tätig gewesen waren, im laufenden Betrieb waren es gerade nur mehr 25 Mitarbeiter. Ein ganzes Stadtviertel geriet in unseren Fokus, Oberau, das sinnbildlich für das Verschwinden der industriellen Arbeit in Freiburg steht, für den Wandel zu einer Dienstleistungs-, Wissenschafts- und Kulturstadt. Die materielle Umschichtung des Theaterbetriebs in die Übergangsspielstätte in der Brauerei stiftete ein mentales Umschichten in der Dramaturgie an: Wie hat sich die Stadtgesellschaft mit dem Verlust von Arbeit arrangiert? Welche Institutionen nutzen die Industriegebäude oder ihre Grundstücke? Welche künstlerischen Impulse entstehen aus den räumlichen und sozialen Veränderungen?
Eine von drei großen Fabriken in Oberau, die Papierfabrik Flinsch, wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Dort...