Überlegungen
Reaktivierung und Verteidigung der Erinnerung
von Carmen Romero
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Chile (09/2023)
Assoziationen: Südamerika Dossier: Chile
Über die Geschichte des chilenischen Theaters und unseres Festivals zu sprechen, bedeutet unweigerlich, über die fünfzig Jahre seit dem Putsch zu sprechen. Unsere dreißigjährige Geschichte wurde stark geprägt durch den Widerstand und die Beharrlichkeit der darstellenden Künstler:innen, Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und bis heute über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des damals aufgezwungenen Lebenssystems nachzudenken und zu hinterfragen.
Im Gegensatz zu dem, was man glaubte, löste die Diktatur keinen Kulturausfall aus. Trotz Verfolgung und Zensur wurde weiterhin Kunst und Theater in kleinen und sogar in unvorstellbaren Räumen, wie den Konzentrationslagern, produziert.
In diesem Jahr gedenken wir des Putsches mit dem Zyklus „50 Jahre: Aus der Erinnerung“, der die Wiederaufnahme von „Hechos consumados“ (Vollendete Tatsachen), geschrieben von Juan Radrigán im Jahr 1982, und von neueren Werken, die die Reflexion vertieft haben und immer noch aktuell sind, wie „Villa“ von Guillermo Calderón, „Space Invaders“ von Nona Fernández und „La amante fascista“ (Die faschistische Geliebte) von Alejandro Moreno.
Durch diese Autoren und Inszenierungen reaktivieren wir die Erinnerung. Diese Werke eröffnen die Diskussion über grundlegende Themen wie Ungleichheit, die Würde des Menschen, die Straflosigkeit angesichts von Menschenrechtsverletzungen und das Wiederauftauchen des Faschismus. Wir begrüßen auch den scharfen auswärtigen Blick auf unsere Geschichte mit dem Projekt „Shock“...