Da steht er also: Florian Herscht, „dieser riesig gewachsene Koloss, dieses Kind“, eine überragende Figur allein schon der Körpergröße wegen. Ein Waisenknabe, im direkten wie übertragenen Sinn. Sorgenvoll zwar, aber im Grunde seines Herzens arglos. Für den Boss, der ihn aus dem Heim holte, ihm eine Wohnung im Plattenbau und Stütze vom Staat besorgte, während er ihn schwarz bei seiner Fassadenreinigung beschäftigt, würde er durchs Feuer gehen. Bis der Boss mit seiner „Einheit“, einer Nazitruppe, tatsächlich ein Feuer legt, eine Tankstelle explodiert und eine Welt zusammenbricht.
Noch aber schaut Florian auf zu ihm, obwohl der eineinhalb Köpfe kleiner und ein cholerischer Giftzwerg ist. Der turnt auf Florians Rücken rum, verpasst ihm Nackenschläge und hat insgeheim Angst vor diesem bärenstarken Jungen. Dem fällt auch, wenn’s drauf ankommt, die Hotelbetreiberin schutzsuchend in die Arme, auf die er aber lieber den pensionierten Lehrer Köhler nimmt.
So einen muss man erst einmal im Ensemble haben. Und das Theater Rudolstadt hat ihn. Franz Gnauck ist, seiner Statur wegen und dem, was er daraus macht, schon einmal ein Grund, weshalb man es wagen kann, „Herscht 07769“ auf die Bühne zu wuchten, den jüngsten unter den elf Romanen von László Krasznahorkai, der darin vorzugsweise Apokalypsen auslöst, von...