Vorwort
von Harald Müller und Jürgen Schitthelm
Erschienen in: 40 Jahre Schaubühne (01/2002)
Assoziationen: Schaubühne am Lehniner Platz
Was an einem Weg zählt, ist stets die Mitte, nicht Anfang oder Ende. Man befindet sich stets in der Mitte eines Weges, und das Verdrießliche an Fragen und Antworten, formuliert an Akteure wie an Zeitzeugen, ist, dass man meist was auf den Punkt bringen soll. Die Herausgeber dieses Buches mogeln dieses Dilemma nicht fort - ein Buch über 40 Jahre Schaubühne, desjenigen Theaters, welches neben dem Berliner Ensemble Brechts einen nachhaltigen Einfluss auf das europäischen Theater in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgeübt hat, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, bekennt es sich nicht zur Such-Bewegung, zu einer Annäherung an Theater-Geschichte, in der sich - wie im Falle der Schaubühne in exemplarischer Weise - auch gesellschaftliche Erfahrung bundesrepublikanischer Entwicklung widerspiegeln kann.
Das Buch versucht, Entwicklungen zu beschreiben, indem es Akzente auf zweierlei Weise setzt: Zum einen widmen sich gesonderte Texte den herausragenden Regie-Protagonisten des Hauses. Entstanden sind Porträts über Peter Stein, Klaus Michael Grüber, Robert Wilson, Luc Bondy, Andrea Breth so wie über Sasha Waltz und Thomas Ostermeier, den derzeitigen künstlerischen Leitern der Schaubühne am Lehniner Platz, welche ihren Standort von 1962 bis 1981 noch am Halleschen Ufer hatte. Diese Texte, ihrer Intention nach eher sondierend denn enzyklopädisch, untersuchen...